Wie sicher ist heute die brusterhaltende Therapie bei Mammakarzinom?

In der Vergangenheit ging man davon aus, dass allein in der radikalen Entfernung der Brust und des M. pectoralis major sowie in einem kompletten Axillaclearing (Level I, II und III) die Möglichkeit bestand, die Überlebensrate der Frauen mit Brustkrebs weitestgehend zu verbessern. Ohne Rücksicht auf das Brustkrebsstadium schien die radikale Entfernung der Brust die Methode der Wahl zu sein. Heute hat sich die Therapie des Mammakarzinoms entscheidend geändert!

Die brusterhaltende Therapie bedeutet nicht mehr die radikale, großflächige und entstellende Mastektomie, sondern definiert sich heute als operativ lokale Tumorentfernung aus der Mamma im Gesunden, unter Organerhalt und ohne wesentliche Funktionsverluste.

Die Milan Phase I Studie (Veronesi et al. 2002) verdeutlicht, dass es keinen signifikanten Unterschied gibt im Vergleich zwischen radikaler Haltsted'scher Mastektomie und brusterhaltender Operation, bezogen auf die Überlebensrate der Frauen mit der Diagnose Brustkrebs. Als prognostischer Faktor für die Lokalrezidivrate ist bei der Durchführung der brusterhaltenden Methode ausschlaggebend die komplette Extirpation des Primärtumors mit ausreichend großen Resektionsrändern im Gesunden. Die heutige Brustchirurgie stellt sich die Aufgabe, unter Berücksichtigung minimaler postoperativer Früh- und Spätkomplikationen sowie Morbidität, bei Erhalt des Organs bestmögliche ästhetisch-kosmetische Resultate zu erreichen. Entscheidend für die Anwendung der brusterhaltenden Therapie ist ein Tumor, der sich aufgrund der Tumor-Brust-Größe-Relation im Gesunden extipieren lässt und der weit genug von der Areola entfernt liegt. Die heutigen Operationstechniken ermöglichen bei ausreichender Radikalität den Erhalt der Funktion der Brust sowie gute ästhetisch-kosmetische Ergebnisse. Fortschritte in den Behandlungsansätzen sowie Entwicklungen in der onkoplatischen Brustchirurgie eröffnen Frauen mit Brustkrebs neue Chancen.