Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2007; 4 - A41
DOI: 10.1055/s-2007-982946

Senkung der Nachresektionsrate durch interdisziplinäre Planung der operativen Therapie des primären Mammakarzinoms

F Hagemann 1, J Tio 1, D Hungermann 2, S Weigel 3, P Wülfing 1, C Kersting 2, L Kiesel 1, WL Heindel 3, W Böcker 2, T Decker 2
  • 1UKM, Klinik und Poliklinik für Fraueneheilkunde und Geburtshilfe, Münster, Deutschland
  • 2UKM, Gerhard-Domagk-Insitut für Pathologie, Münster, Deutschland
  • 3UKM, Institut für klinische Radiologie, Münster, Deutschland

Einleitung:

Die Standardisierung auch des operativen Vorgehens dient der Qualitätssicherung der Therapie des primären Mammakarzinoms. Untersucht wird der Effekt der interdisziplinären Op.-Planung auf die Rate der Nachresektionen in zweiter Sitzung.

Methodik:

Die Minimalforderungen an die Abstände zu den Resektionsrändern unseres interdisziplinären Protokolls sind: 5mm für das invasive Mammakarzinom (incl. DCIS); 10mm für das DCIS zu allen Resektionsränder mit Ausnahme des dorsalen RR bei miterfasster tumorfreier Pektoralisfaszie und des ventralen Resektionsränder bei streng subkutaner Resektion.

Von 2003–2006 wurden 443 Patientinnen mit primärem Mammakarzinom operiert. Für 2003–2004 und 2005–2006 (vor bzw. nach Einführung einer interdisziplinären OP-Planung) wurde gesondert die Zahl der operativen Sitzungen ermittelt, die zur Erreichung der histologischen Minimalabstände nötig waren. Die Tumorgrößen der beiden Perioden unterschieden sich nicht signifikant.

Zur BET werden ausschließlich Segmentresektionen geplant. Zur Gewährleistung der mikroskopischen Minimalforderungen werden dabei makroskopische Sicherheitsabstände geplant, die vom Kerngrad des assoziierten DCIS abhängen: 10mm für invasive Karzinome mit und ohne high grade DCIS-Komponente sowie für reine high-grade-DCIS, bzw. 20mm für non-high-grade-DCIS mit und ohne invasives Karzinom. Die perioperative Qualitätssicherung erfolgt durch Markierung und makroskopische Messung am Op.-Präparat bzw. am Präparatradiogramm±unmittelbare Nachresektion. Eine sekundäre Mastektomie erfolgt jedoch erst nach entsprechendem definitivem pathologischem Befund.

Ergebnisse:

Die NR-Rate zur Erreichung der o.a. histologischen Minimalabstände zu den Resektionsrändern lag in den Jahren 2003–2004 bei 35,1%. Nach Einführung der interdisziplinären Op.-Planung betrug die NR-Rate bei identischer Zielsetzung 17,6%.

Schlussfolgerung:

Die interdisziplinäre Operationsplanung mit intraoperativer pathologischer und radiologischen Kontrolle ermöglicht die Reduktion der Rate der Nachresektionen in zweiter Sitzung um etwa die Hälfte.