Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2007; 4 - A57
DOI: 10.1055/s-2007-982962

Behandlung von Aromatasehemmer assoziierten Arthralgien

W Jonat 1, W Bolten 2, A du Bois 3, W Eiermann 4, B Gerber 5, J Hilfrich 6, C Jackisch 7, M Kaufmann 8, K Krueger 9, H Kühnle 10, K Possinger 11, G Raab 12, A Schneeweiss 13
  • 1Arbeitsgruppe Arthralgien bei Aromatasehemmerbehandlung, Universitätsfrauenklinik, Kiel, Deutschland
  • 2Klaus-Miehlke-Klinik, Wiesbaden, Deutschland
  • 3HSK Wiesbaden, Klinik für Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Wiesbaden, Deutschland
  • 4Frauenklinik vom Roten Kreuz, Gynäkologie und Geburtshilfe, München, Deutschland
  • 5Universität Rostock Klinikum Südstadt, Universitätsfrauenklinik und Poliklinik, Rostock, Deutschland
  • 6Krankenhaus Neu Bethesda, Gynäkologie, Hannover, Deutschland
  • 7Klinikum Offenbach, Gynäkologie und Geburtshilfe, Offenbach, Deutschland
  • 8Klinikum d. Johann-Wolfgang-Goethe Universität, Zentrum für Frauenheilkunde, Frankfurt, Deutschland
  • 9Praxiszentrum St. Bonifatius, München, Deutschland
  • 10Med. Hochschule Hannover, Frauenklinik, Hannover, Deutschland
  • 11Charité, Medizinische Universitätsklinik u. Poliklinik II, Berlin, Deutschland
  • 12Praxis für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, München, Deutschland
  • 13Universitäts-Frauenklinik, Onkologische Ambulanz, Heidelberg, Deutschland

Zielsetzung: Aromataseinhibitoren der 3. Generation (AI) haben sich bei besserer Wirksamkeit und Verträglichkeit gegenüber Tamoxifen als Behandlungsstandard bei Hormonrezeptor-positiven postmenopausalen Brustkrebspatientinnen etabliert. Jedoch leiden Patientinnen unter AI-Therapie häufiger unter Gelenk- und muskuloskelettalen Beschwerden als Patientinnen unter Tamoxifen (35,6 versus 29,4%)1. Es werden eine kurze Übersicht zu Inzidenzen und möglichen Ursachen gegeben und analgetische Behandlungsmöglichkeiten vorgeschlagen, um vermeidbaren Therapieabbrüchen vorzubeugen. Ergebnisse: Die patho-physiologische Ursache der arthralgischen Beschwerden unter AI-Therapie ist nicht geklärt. Die Beschwerden sind häufig passager1. Eine kausale Therapie, von Östrogenen abgesehen, ist nicht bekannt. In Praxi wird bei Bedarf eine symptomatische Bedarfstherapie mit leichten Analgetika bzw. NSAR versucht. Da es noch keine offiziellen Empfehlungen oder Behandlungsleitlinien hierzu gibt, haben wir als Brustkrebstherapeuten gemeinsam mit Rheumatologen versucht, eine praktikable Übersicht für die Behandlung dieser Beschwerden zu erstellen. Eine Behandlung im Step-down Verfahren wird empfohlen, wobei hochdosiert begonnen wird mit dem Ziel vollständiger Schmerzfreiheit, um dann das Medikament auf eine verträglichere, noch ausreichende Dosis zu reduzieren2. Zusammenfassung: Eine wirksame Behandlung AI-induzierter muskuloskelettaler Beschwerden ist möglich und häufig indiziert, um Therapietreue zu gewährleisten. Wir schlagen den gezielten und ausreichenden Einsatz einer symptomatischen Bedarfstherapie mit Analgetika bzw. Antiphlogistika vor.

1 Buzdar on behalf of the ATAC Trialists' Group ASCO2006, p551

2 Bolten W, Behandlung von Aromatase-Hemmer assoziierten Arthralgien, Argumente und Fakten 2006, 2–4

Ausgewählte Analgetika/Antiphlogistika

§ Keine der aufgef. Substanzen hat eine amtliche Zulassung zur Behandlung der AI-assoziierten Arthralgien;
* siehe jew. Fachinformation,
# niedrigste wirksame Dosis über einen möglichst kurzen Zeitraum

Präparateauswahl §

verfügbare Einzeldosen – Standardeinzeldosis

Tagesgesamtdosis
#=Anfangsdosis im “Step down“-Regime bzw. Höchstdosis

häufige (>1%) Nebenwirkungen*, (überwiegend dosisabhängig)

Paracetamol

125, 250, 500, 1000mg

4000mg (8×500mg/Tag)

Überhöhte Dosen können zu Intoxi-kationserscheinungen mit einer Latenz von 24–48 Stunden führen. Leberzellnekrosen bis hin zum Leberkoma

Ibuprofen**

200, 400, 600, 800mg

1600–2400mg (4×600mg)

Gastrointestinale Ulzera, Zentralnervöse Störungen, Ödeme

Diclofenac**

25, 50, 75, 100mg

150mg (3×50mg)

Gastrointestinale Ulzera, Zentralnervöse Störungen, Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut, Transaminasenanstieg

Naproxen**

250, 500, 750mg

1000mg (2×500mg)

Gastrointestinale Ulzera, Zentralnervöse Störungen, Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut, Ödeme, Hörstörungen, Tinnitus

Celecoxib

100, 200mg

400mg (2×10mg, ggf bis 2×200mg/Tag)

Gastrointestinale Beschwerden, Ödeme, Schlaflosigkeit, Schwindel, Hautausschlag, Sinusitis

Etoricoxib

60, 90, 120mg

60mg – Dauertherapie (1×60mg)

Gastrointestinale Beschwerden, Ödeme, Hypertonie, Zentralnervöse Störungen, Transaminasenanstieg