Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2007; 4 - A71
DOI: 10.1055/s-2007-982976

Evaluierung des Östrogenrezeptorstatus auf disseminierten Tumorzellen beim Mammakarzinom – Erklärungsmodell für endokrine Therapieversager?

N Krawczyk 1, M Banys 1, S Becker 1, D Wallwiener 1, EF Solomayer 1, T Fehm 1
  • 1Universitaets-Frauenklinik, Tuebingen, Deutschland

Einleitung:

Der Nachweis und die Persistenz von disseminierten Tumorzellen (DTZ) im Knochenmark (KM) von Mammakarzinompatientinnen sind mit einer schlechten Prognose assoziiert. Da DTZ durch die zytotoxische Therapie nicht immer komplett aus dem Knochenmark eliminiert werden, profitieren hormonrezeptor-positive Patientinnen mit Tumorzellpersistenz möglicherweise besonders von einer adjuvanten Hormontherapie. Der ERα-Status wird routinemäßig im Tumorgewebe bestimmt. Der ERα-Status der DTZ kann sich allerdings vom Primärtumor unterscheiden. Ziele dieser Studie waren zum einen, den ERα-Status der disseminierten Tumorzellen im Knochenmark zu evaluieren, und zum anderen, den ERα-Status der DTZ mit dem des Primärtumors zu vergleichen.

Methoden:

KM-Aspirate von 251 Patientinnen mit primärem Mammakarzinom wurden in der Studie erfasst und und mit einer Immunfluoreszenz-Doppelfärbung auf zytokeratin-positive (CK) und/oder ERα-positive Tumorzellen untersucht. Der ERα-Status des Primärtumors wurde immunhistochemisch unter Verwendung desselben ERα-Antikörpers bestimmt.

Ergebnisse:

Bei 105 von 251 (42%) Mammakarzinompatientinnen konnten DTZ im KM nachgewiesen werden. Die Zahl der Tumorzellen variierte zwischen 1 und 13/Zellen pro 2*106 mononukleäre Zellen. ERα-positive Tumorzellen wurden bei 13 (12%) von 105 Patientinnen gefunden. Die ERα-Expression war heterogen in 10 von 13 (77%) Patientinnen. Die Konkordanzrate zwischen Primärtumor und DTZ lag bei 27%. Nur 11 von 83 Patientinnen mit ERα-positivem Tumor hatten nachweisbare ERα-positive DTZ.

Schlussfolgerungen:

  • Der Hormonrezeptorstatus des Primärtumors kann sich von dem der DTZ unterscheiden.

  • Diese Diskrepanz erklärt möglicherweise die Rate von Non-Respondern auf die adjuvante endokrine Therapie trotz Nachweis eines ERα-positiven Tumors.