Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2007; 4 - A74
DOI: 10.1055/s-2007-982979

Häufigkeit des axillären Rezidivs nach Sentinel-Lymph-Node-Biopsie im Vergleich zur konventionellen axillären Dissektion beim Mammakarzinom. Eine retrospektive Analyse von 704 Patientinnen

J Kußmaul 1, S Ercegovic 2, W Busch 3, M Wolf 4
  • 1Universitäts-Frauenklinik, Heidelberg, Deutschland
  • 2Vivantes-Klinikum im Friedrichshain, Frauenklinik, Berlin, Deutschland
  • 3Berlin, Deutschland
  • 4Vivantes-Klinikum am Urban, Zentrum für Brusterkrankungen, Berlin, Deutschland

Zielsetzung:

Die Sentinel-Lymph-Node-Biopsie (SLNB) ist zunehmend als Standardverfahren etabliert um den axillären Lymphknoten-Status bei frühen Mammakarzinomen adäquat zu erfassen.

Ziel dieser Studie ist der Vergleich der Häufigkeit der axillären Rezidive bei negativer SLNB ohne Komplettierung der axillären Dissektion (ALND) mit der konventionellen ALND.

Material und Methoden:

Retrospektive Auswertung von 704 Patientinnen mit gesichertem Mammakarzinom (n=686) und DCIS (n=18), welche zwischen 01/1999 und 12/2004 eine SLNB nach präoperativer peritumoraler Technecium99-Umspritzung erhielten (alleinige SLNB n=394; SLNB gefolgt von primärer oder sekundärer ALND wegen positiven Nodalstatus n=207 oder im Rahmen der Lernphase der Methode mit negativer SLNB n=103).

Für jede Patientin wurden Operationsmodus, Therapie, Histologie, Hormonrezeptorstatus, Tumorbiologie sowie Ko-Morbiditäten erfasst. Zur Abklärung eines lokoregionären Rezidivs erfolgte ein Follow-up mit klinischer und sonographischer Untersuchung (n=405) bzw. telefonischer Befragung bezüglich des Outcomes (n=152).

Ergebnisse:

Bei einem medianen Follow-up von 33 Monaten entwickelten 3,2% (n=18) der Frauen ein lokoregionäres Rezidiv und 1,4% (n=8) ein kontralaterales Mammakarzinom. Unter den lokoregionären Rezidiven betraf dies in 0,3% (n=2) die Axilla.

In beiden Fällen handelte es sich um nodalpositive Patientinnen mit metastatisch befallenen Sentinel-Lymph-Node, so dass eine konventionelle ALND erfolgte.

Unter den Frauen mit negativer SLNB (n=370) ohne Komplettierung der ALND fanden sich in unserem Follow-up keine axillären Rezidive (0%).

Zusammenfassung:

Bezüglich des Risikos eines axillären Rezidivs besteht kein Unterschied zwischen Patientinnen mit alleiniger negativer SLNB und konventioneller axillärer Dissektion.

Bedenken, dass eine alleinige negative SLNB mit einer erhöhten axillären Rezidivrate einhergeht, sind unbegründet. Weitere Untersuchungen sollten durchgeführt werden, um diese Ergebnisse auch nach einem längerem Follow-up zu bestätigen.