Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2007; 4 - A85
DOI: 10.1055/s-2007-982990

Expression der Progesteronrezeptor-Membrankomponente 1 beim Östrogenrezeptor(ER)-negativen Mammakarzinom

H Neubauer 1, S Clare 2, MA Cahill 3, K Sotlar 4, EF Solomayer 1, D Wallwiener 1, T Fehm 1
  • 1Universitäts-Frauenklinik, Tübingen, Deutschland
  • 2Indiana University School of Medicine, Department of Surgery, Indianapolis, USA
  • 3ProteoSys AG, Mainz, Deutschland
  • 4Institut für Pathologie, Tübingen, Deutschland

Im Rahmen einer Proteomanalyse beim Mammakarzinom konnten wir die Progesteronrezeptor-Membrankomponente 1 (PGRMC1) als ein Protein identifizieren, das im ER-negativen Tumorgewebe hochreguliert ist. Daher könnte PGRMC1 ein potentielles therapeutisches Zielprotein in dieser Subgruppe sein.

Das Ziel dieses Projektes ist es, die mögliche biologische Funktion von PGRMC1 anhand verschiedener Mutanten zu untersuchen.

Eine Strukturanalyse wurde mithilfe des Scansite “MotifScan“ Moduls zur Bestimmung möglicher Interaktionsproteine durchgeführt. Basierend auf den damit vorhergesagten Motiven wurden verschiedene PGRMC1-Varianten durch eine gerichtete Mutagenese hergestellt und mit den entstandenen Expressionsplasmiden MCF-7 Mammakarzinomzellen stabil transfiziert. Die subzelluläre Lokalisierung von PGRMC1 wurde mittels Gewebemikroarrays bestimmt. Zytospinpräparate der stabilen Transfektanten wurden mittels Immunfluoreszenz untersucht. Die posttranslationale Modifikation von PGRMC1 wurde mithilfe von alkalischer Phosphatase bestimmt und eine potentielle Funktion von PGRMC1 im Rahmen oxidativer Stressantworten mittels Westernblot-Analyse und ATP-Assay untersucht.

Die Strukturanalyse zeigt, dass PGRMC1 eine Zytochrom b5 Domäne und verschiedene Proteininteraktionsmotive besitzt. Immunhistochemische Untersuchungen deuten auf eine differentielle Mikrolokalisierung von PGRMC1 in ER-negativen Mammakarzinomen hin. Des Weiteren ist PGRMC1 in ER-negativen Tumoren unterschiedlich posttranslational modifiziert. In Experimenten mit Wasserstoffperoxid sind einige Transfektanten im Vergleich zu MCF-7 Zellen, die mit Wildtyp PGRMC1 transfiziert sind, weniger sensitiv gegenüber Apoptose. AKT ist in diesen Zellen nicht mehr phosphoryliert.

Die Daten deuten darauf hin, dass PGRMC1 in ER-negativen und ER-positiven Mammakarzinomen unterschiedlich stark exprimiert, differentiell modifiziert und subzellulär unterschiedlich lokalisiert ist. PGRMC1 könnte daher für die biologischen Unterschiede dieser Tumorsubtypen verantwortlich sein. Aufgrund seiner zahlreichen Interaktionsdomänen könnte PGRMC1 als Adaptorprotein mit einer Funktion bei stress-induzierter Apoptose fungieren.