Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2007; 4 - A117
DOI: 10.1055/s-2007-983022

Abszesse der weiblichen Brust: Punktion oder Operation? Ein therapeutischer Paradigmenwechsel

A Strauss 1, IM Heer 1, C Kümper 1, K Middendorf 2
  • 1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der Christian-Albrechts-Universität, Kiel, Deutschland
  • 2Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe – Großhadern, Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Deutschland

Studienziel: Bei Abszessen der weiblichen Brust ist bislang die chirurgische Intervention mit Inzision und Gegeninzision die Behandlungsmethode der Wahl, wobei das kosmetische Ergebnis häufig wenig zufrieden stellend ist. Die sonographisch gesteuerte Punktion und Spülbehandlung der Abszesshöhle stellt dagegen eine vielversprechende Alternative dar. In der vorliegenden Studie werden die Langzeitdaten der beiden therapeutischen Ansätze mitein-ander verglichen.

Methode: Im Zeitraum von 12/1997 bis 12/2005 wurden 38 Patientinnen mit insgesamt 46 Mammaabszessen behandelt. 26% (10/38) der Patientinnen litten an einem puerperalen und 74% (28/38) an einem non-puerperalen Brustabszess. Die Studiengruppe der chirurgisch versorgten Patientinnen umfasst 19 Frauen mit insgesamt 21 Mammaabszessen. Sonographisch gesteuert drainiert wurde die abszedierende Brustentzündung bei 20 Frauen. Eine ausschließlich antibiotische Therapie wurde bei 2 Frauen mit Mammaabszess durchgeführt. Der Vergleich der Therapieerfolgsraten erfolgte mittels χ2- bzw. t-Test, bei einem Signifikanzniveau von p≤0,05.

Ergebnisse: Der minimal invasive Zugangsweg war nicht mit einer längeren Zeitspanne einer systemischen antibiotischen Therapie, einer Ausdehnung der Hospitalisierung der Patientinnen oder einem gesteigerten Analgetikabedarf verbunden. Nach Abszesspunktionsbehandlung kam es in 5% (1/20) zu einem Rezidiv verglichen mit 29% (6/21) Rezidiven bei klassisch chirurgisch versorgten Patientinnen. Das ästhetisch-kosmetische, wie auch funktionserhaltende Ergebnis bei den laktierenden Patientinnen, war in der Punktionsgruppe für alle Frauen zufriedenstellend.

Schlussfolgerung: Die drainierende Punktionsbehandlung des Mammaabszesses stellt im Vergleich zur chirurgischen Technik durch ihre geringere Invasivität (keine Allgemeinnarkose, ambulante Prozedur) und gute Ergebnisse (geringere Rezidivrate, vorteilhafte Ästhetik der Brust) eine viel versprechende Alternative dar, und genießt bei den auf diese Weise minimal-invasiv behandelten Patientinnen hohe Akzeptanz.