Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2007; 4 - A124
DOI: 10.1055/s-2007-983029

Kognitive Funktionen und emotionales Befinden von Brustkrebspatientinnen bei Strahlentherapiebeginn

G Welzel 1, B Hermann 1, U Kraus-Tiefenbacher 1, F Wenz 1
  • 1Universitätsklinikum Mannheim, Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, Mannheim, Germany

Fragestellung: Charakterisierung der psychischen Situation bei Brustkrebspatientinnen vor Strahlentherapiebeginn.

Methodik: Wir untersuchten bei 17 Patientinnen mit Mammakarzinom (Alter, median 53 Jahre, range 35–69 Jahre) kognitive Funktionen (normierte, standardisierte Testverfahren zu Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Visuokonstruktion), Lebensqualität und emotionales Befinden (Angst, Depressivität). Zwölf Patientinnen hatten im Vorfeld eine Chemotherapie (EC, FEC, CMF) erhalten; 6 Patientinnen hatten eine Hormontherapie (Tamoxifen, Arimidex, Aromasin) begonnen. Der Diagnosezeitpunkt lag im Median 3 (range 1–6) Monate zurück.

Ergebnisse: 41% der Patientinnen berichteten über einen guten, 53% über einen mässigen Gesundheitszustand. Subjektive Gedächtnisprobleme wurden von 35% der Patientinnen angegeben, subjektive Aufmerksamkeitsprobleme von 41%. Die meisten Patientinnen (47%) berichteten über geringe, 4 Patientinnen (24%) über mässig schwere, und 1 Patientin (6%) über starke kognitive Probleme innerhalb der letzten 7 Tage. Unter Appetitstörungen litten 35% der Patientinnen, Schlafstörungen gaben 41% an. Signifikante Altersunterschiede bestanden nicht. Auffällige Angstwerte zeigten 3/17 Patientinnen, auffällige Depressionswerte zeigten 3/17, auffällige Angst- oder Depressionswerte zeigten 4/17. Das durchschnittliche Intelligenzniveau lag im unauffälligen Bereich. Signifikante neurokognitive Beeinträchtigungen in mindestens einem Testscore wiesen 8/17 Patientinnen auf, grenzwertige neurokognitive Beeinträchtigungen wurden bei 8/17 Patientinnen beobachtet. Am häufigsten wurden Defizite in Visuokonstruktion und Aufmerksamkeit beobachtet. Unterschiede zwischen Patientinnen mit/ohne Chemotherapie sowie Patientinnen mit/ohne Hormontherapie bestanden nicht.

Schlussfolgerung: Bei Patientinnen mit Mammakarzinom werden vor Beginn einer Strahlentherapie neben emotionalen Befindlichkeitsstörungen v.a. Aufmerksamkeitsdefizite beobachtet, die eine erfolgreiche Arzt-Patienten-Kommunikation erschweren können.