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DOI: 10.1055/s-2007-983212
Bedeutung des Blutdruckes zur Diagnose des Volumenmangels bei Frühgeborenen
Hintergrund: Die in der Neonatologie bedeutende Diagnose der Hypovolämie stützt sich bisher auf die invasive Messung des zentralen Venendruckes oder die nichtinvasive klinische Einschätzung durch Messung der Herzfrequenz, der zentral-peripheren Temperaturdifferenz (ΔT), der Rekapillarisierungszeit und des Blutdruckes. Doch diese Parameter sind nicht spezifisch für Volumenmangel; ihr klinischer Nutzen ist daher umstritten und die Diagnose der Hypovolämie bei Früh- und Neugeborenen schwierig. Fragestellung: Ziel dieser Studie ist es, zu klären, ob der Blutdruck ein verläßlicher Parameter zur Diagnose der Hypovolämie und zur Einschätzung der Reaktion auf Volumensubstitutionstherapie bei Frühgeborenen sein kann. Patienten und Methoden: In einer prospektiven Studie wurde der systolische (RRsys.), der diastolische (RRdia.) und der mittlere arterielle (RRmed.) Blutdruck oszillometrisch in 16 Fällen bestehender Hypovolämie vor und 30 Minuten nach Volumensubstitutionstherapie mit 10ml/kg isotoner Elektrolytlösung und in 84 normovolämen Fällen bei 61 Frühgeborenen mit einem Gestationsalter bis 34 Wochen gemessen. Die Diagnose der Hypovolämie wurde als klinische Verdachtsdiagnose unter Betrachtung der Herzfrequenz, der Rekapillarisierungszeit und der ΔT gestellt und durch die siginifkante Reaktion der Herzfrequenz auf die Volumengabe bestätigt. Ergebnisse: Bei hypovolämen Kindern war der mediane (Spannweite) RRsys./RRdia./RRmed. vor der Volumengabe [50 (38–72)/31,5 (17–52)/38 (25–59) mmHg] nicht signifikant verschieden von den Werten der normovolämischen Kinder [56 (32–81)/32,5 (10–64)/40 (24–69) mmHg]. Desweiteren bewirkte die Flüssigkeitssubstitutionstherapie bei den hypövolämen Patienten keine signifikante Änderung des medianen RRsys. [52 (35–70) mmHg], des RRdia. [29 (19–50) mmHg] noch des RRmed. [38 (26–59) mmHg]. Die mediane ΔT und die Herzfrequenz hingegen nahmen bei den hypovolämen Kindern von 1,75 (0,5–3,2)°C und 162,5 (145–195) bpm auf 1,05 (0,2–3,1)°C und 144 (130–167) bpm nach der Infusion ab. Schlussfolgerung: Der Blutdruck ist kein verläßlicher Parameter in der frühen Diagnose der Hypovolämie bei Frühgeborenen. Es ist anzunehmen, dass bei moderatem Volumenmangel der Blutdruck durch periphere Vasokonstriktion und Erhöhung der Herzfrequenz aufrechterhalten wird. Daher ist der Abfall des arteriellen Blutdrucks eher als spätes klinisches Zeichen der Hypovolämie zu interpretieren, das den Beginn der Dekompensation anzeigt.