Zusammenfassung
Narkosen bei neurochirurgischen Eingriffen im Kindesalter erfordern auf Grund der
speziellen physiologischen und pathophysiologischen Besonderheiten des kindlichen
Craniums genaue Kenntnisse der vorliegenden Erkrankung und des geplanten operativen
Vorgehens. Die Kooperation aller an der Behandlung beteiligten Disziplinen ist für
das erfolgreiche perioperative Management von zentraler Bedeutung. Mit dem Neurochirurgen
werden bereits im Vorfeld des Eingriffs das operative Vorgehen und die besonderen
Risiken diskutiert und die notwendige Lagerung, erwartete Operationszeit und Blutverlust
abgefragt. Um für den gesamten Behandlungsprozess die optimale Versorgung der Kinder
zu erreichen, ist die enge Einbindung der Pädiatrie ebenfalls obligat. Relevante,
oft mit dem Grundleiden vergesellschaftete Begleiterkrankungen und Anomalien können
präoperativ rechtzeitig detektiert und bestmöglich behandelt werden. Mit allen Partnern
werden die wichtigen intra- und postoperativ notwendigen therapeutischen Maßnahmen
abgestimmt. Narkoseeinleitung und Narkoseführung richten sowohl sich nach dem allgemeinen
Zustand des Kindes, als auch dem speziellen neurochirurgischen Krankheitsbild und
der geplanten Operation. Jede dieser Eingriffs-Gruppen ist mit Besonderheiten und
Problemen behaftet. Im Folgenden werden einzelnen Verfahren dargestellt und die daraus
für die anästhesiologische Versorgung resultierenden Konsequenzen vorgestellt.
Summary
Paediatric neurosurgical procedures request special considerations for the anaesthetic
management. Due to patients age and diagnostic findings certain therapeutic procedures
are performed under anaesthetic care. Main reasons for craniotomy are hydrocephalus,
intracranial tumors and craniofacial synostosis. Neurosurgical therapy of newborn
children is related mostly to hereditary spinal dysraphism. In spinal surgery and
specific intracranial procedures for monitoring reasons sensory and/or motor evoked
potentials (SEP, MEP) are used to improve surgical outcome. Due to sensibility for
anaesthetic drugs these techniques request sound knowledge of physiologic and pharmacologic
interaction. Cerebrovascular malformations are today usually treated using radiologic
interventional procedures. Operative access will be performed for selected cases additionally
to embolization, but is associated with risk of massive bleeding. Severe traumatic
craniocerebral injury leads to compromised cerebral blood flow and hypoxic ischemia.
The article imparts funded knowledge of surgical as well as anaesthetic rationale
and techniques in neuropaediatric therapies.
Schlüsselwörter:
Kind - Anästhesie - Neurochirurgie - Schädelhirntrauma - Hydrocephalus
Keywords:
Paediatric - anaesthesia - neurosurgery - craniocerebral injury - hydrocephalus
Kernaussagen
-
Die Komplexität neurochirurgischer Krankheitsbilder im Kindesalter fordert die enge
Kooperation aller an der medizinischen Versorgung beteiligter Disziplinen. Durch gemeinsame
Planung können präzise Vorbereitung, operative oder interventionelle Therapie und
postoperative Nachbehandlung ohne Schnittstellenprobleme erfolgen.
-
Der Hydrozephalus manifestiert sich bei Neugeborenen und Säuglingen infolge der nicht
ossifizierten Schädelnähte primär durch eine Zunahme des Kopfumfanges. Fehlt die Elastizität
des Schädels, manifestiert sich die intrazerebrale Flüssigkeitszunahme als Erhöhung
des Hirndrucks.
-
Bei Eingriffen, die sehr lange dauern, ist bei der Lagerung der Kinder ein besonderes
Augenmerk auf mögliche Druckstellen zu legen und eine adäquate Abpolsterung durchzuführen.
-
Medikamentöse Vorbehandlung oder endokrinologische Störungen führen bei Kindern sehr
schnell zu Imbalancen des Wasser- und Elektrolythaushaltes. Diese müssen zur Wiederherstellung
der Homöostase frühzeitig erkannt und therapiert werden.
-
Nichttraumatische intrakranielle Blutungen sind im Kindesalter selten. Die zentrale
Aufgabe des Anästhesisten besteht in der präzisen Kreislaufsteuerung. Massive Blutungen
erfordern die Transfusion von Fremdblut und eine adäquate Gerinnungstherapie.
-
Die zentralen Ziele bei der Behandlung des kindlichen Schädelhirntraumas sind die
Erhaltung eines ausreichenden zerebralen Perfusionsdrucks und die optimale Oxygenierung
des Hirngewebes.
-
Kraniofaziale Synostosen führen wegen der schwerwiegenden Fehlbildung des Schädels
häufig zu Problemen beim Atemwegsmanagement. Außerdem ist mit hohen Blutverlusten
zu rechnen.
-
Für Operationen am Rückenmark oder spezielle intrakranielle Eingriffe wird zur Verbesserung
des Outcomes ein Neuromonitoring (SEP, MEP) verwendet. In diesen Fällen müssen bestimmte
Anästhetika und Medikamente, die die Ableitung der Potenziale oder die neuromuskuläre
Übertragung beeinflussen können, vermieden werden.
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Dr. Tim Papenfuß
Email: Papenfuss_T@klinik. uni-wuerzburg.de
Dr. med. Herbert Trautner
Email: Trautner_H@klinik.uni-wuerzburg.de
PD Dr. Ulrich Schwemmer
Email: Schwemmer_U@klinik.uni-wuerzburg.de