Dtsch Med Wochenschr 2007; 132(34/35): 1739
DOI: 10.1055/s-2007-984957
Editorial
Gastroenterologie, Viszeralmedizin
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gastroenterologie als interdisziplinäre Herausforderung

Gastroenterology as an interdisciplinary challengeW. Schmiegel1
  • 1Medizinische Klinik, Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinik Bergmannsheil GmbH und Medizinische Klinik des Knappschaftskrankenhauses Bochum Ruhr Universität Bochum
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Publication Date:
23 August 2007 (online)

Vom 12. bis 15. September 2007 findet in Bochum die 62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten statt. In Zusammenarbeit mit der Sektion Endoskopie, der Deutschen Gesellschaft für Viszeralchirurgie, der Arbeitsgruppe Gastrointestinale Pathologie der deutschen Gesellschaft für Pathologie und der Gesellschaft für pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung ist ein Programm entstanden, das ein umfassendes Spektrum basis- und anwendungsorientierter Wissenschaft bis zur kritischen Fortbildung präsentiert. Die Inhalte wurden in einem vielschichtigen Verfahren abgestimmt, um so der Herauforderung eines viszeralmedizinischen Kongresses gerecht zu werden. Durch Integration weiterer viszeralmedizinisch tätiger Fachdisziplinen wurde die in den letzten Jahren verfolgte Zielrichtung der Förderung und Umsetzung interdisziplinärer Ansätze fortgesetzt. So können sich sowohl der stärker klinisch tätige Arzt als auch der mehr wissenschaftlich ausgerichtete Arzt durch neue Impulse inspirieren lassen. Ein großer, gemeinsamer Kongress soll allen Teilnehmern die Gelegenheit zu einem solchen Austausch bieten.

Die mündlichen Beiträge, unterstützt durch moderne visuelle Medien, sollen dabei eine unmittelbare Wirkung entfalten. Der gelungene Vortrag oder das - vielleicht auch interdisziplinäre - Gespräch hallen sicherlich noch lange nach, bedürfen aber auch an Nachprüfbarkeit und Nachhaltigkeit. Da das geschriebene Wort im Rahmen der Fort- und Weiterbildung einen hohen, weil lang haftenden, jederzeit wieder nachlesbaren und reproduzierbaren Stellenwert einnimmt, ist es besonders erfreulich, dass die DMW traditionell mit ihrem Schwerpunktheft zur Jahrestagung ein Forum bietet, besonders interessante viszeralmedizinische Themen zu beleuchten. Die aktuelle Ausgabe spiegelt in Übersichten, Originalia, Kasuistiken, Pro- und Contra-Beiträgen sowie Kommentaren die Interdisziplinarität der Viszeralmedizin wieder.

Übersichten zu bestimmten Krankheitsbildern und Behandlungsmethoden sind in erster Linie eine große Erleichterung in der täglichen Praxis, bieten sie doch diagnostische und therapeutische Standards, die für jeden Arzt eine belastbare Richtschnur aufzeigen. Eine gute Übersicht trägt jedoch nicht nur die aktuellen Erkenntnisse zusammen, sondern beleuchtet auch gezielt die Problematik des Gebietes, weist auf besondere Richtungen hin und bietet kritische Wertungen. Der besonders Interessierte findet hier Anregungen zur intensiveren Beschäftigung.

Abseits solcher Übersichten und Leitlinien, die das Vorgehen im Regelfall und in bestimmten Sondersituationen standardisieren, kann die individuelle Krankengeschichte eine anderweitige Behandlungsstrategie einfordern. Kasuistiken bieten eine Gelegenheit, solche besonderen Verläufe zu schildern und auf besondere Konstellationen und Probleme bei der Diagnostik und Therapie hinzuweisen. Die Bedeutung solcher Falldarstellungen ist sicher differenziert zu bewerten, dennoch hat die eingehende Auseinandersetzung mit dem einzelnen Patientenschicksal auf dem Hintergrund der wissenschaftlichen Erkenntnisse einen nicht zu unterschätzenden weiterbildenden Effekt. Auch der Kongress trägt diesem Umstand durch Fortführung der im Vorjahr eingeführten Rubrik „Der besondere Fall” Rechnung.

Die Originalarbeit in diesem Schwerpunktheft bringt uns über die Abbildung von Versorgungsqualität in Deutschland einen Einblick in die Umsetzung von Leitlinien, einem im Rahmen der Qualitätssicherung immer wichtiger werdenden Thema. Auch die damit verbundene Frage der Gesundheitskosten wird - wie auch in dem aktuellen Kommentar zu den ökonomischen Auswirkungen der molekularen Medizin - kritisch beleuchtet.

Schließlich enthält das Heft eine Pro- und Contra-Diskussion zu einem Thema, das auf vielen wissenschaftlichen Kongressen kontrovers diskutiert wird. Auch hier wird die notwendige Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen mit dem Ziel der Verbesserung der Versorgungsqualität transparent.

Mit der aktuellen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten findet nicht nur eine weitere Bündelung der Kompetenzen der Viszeralmedizin statt. Es werden auch Weichen in Richtung eines großen viszeralmedizinischen Kongresses gestellt. Die gemeinsame wissenschaftliche Arbeit reflektiert dabei die bereits in der Praxis zunehmende Kompetenzbündelung durch Bildung viszeralmedizinischer Zentren, Bildung von Darmzentren sowie medizinischen Versorgungszentren im deutschen Gesundheitswesen. Die interdisziplinäre Verzahnung wird in einer Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich sowohl bei der Patientenversorgung als auch bei der wissenschaftlichen Arbeit resultieren. Dieser Entwicklung wird mit der 62. Jahrestagung in besonderer Weise Rechnung getragen.


Prof. Dr. med. Wolff Schmiegel

Ruhr-Universität Bochum, Knappschaftskrankenhaus Bochum Langendreer, Medizinische Klinik

In der Schornau 23-25

44892 Bochum

Phone: 0234/2993401

Fax: 0234/2993409

Email: meduni-kkh@rub.de

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