Diabetes aktuell 2007; 5(2): 53
DOI: 10.1055/s-2007-985298
Journal Club

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Langzeitrisiko im Blick behalten - Einfluss der antihypertensiven Therapie auf Diabetes-Neuerkrankungen

Further Information

Publication History

Publication Date:
16 July 2007 (online)

 

Quelle: Elliott WJ, Meyer PM. Incident diabetes in clinical trials of antihypertensive drugs: a network meta-analysis. Lancet 2007; 369 (9557): 201-207

Thema: Spätestens seit der ALLHAT[1]-Studie wird immer wieder auf das erhöhte Langzeit-Diabetesrisiko für Hypertoniker hingewiesen, die mit einem Diuretikum behandelt werden. Kalziumkanalblocker dagegen gelten als stoffwechselneutral, und von den Inhibitoren des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems erhofft man sich sogar eine Reduktion des Risikos - Annahmen und Trends, die sich aus den bisher veröffentlichten Studien und Analysen ergeben. Bereits Anfang dieses Jahres haben Dr. William J. Elliott und Dr. Peter M. Meyer aus Chicago eine sogenannte Netzwerk-Metaanalyse veröffentlicht, die diese Ergebnisse bestätigt.

Projekt: Insgesamt verglichen die beiden Autoren die Daten von mehr als 143 000 Patienten aus 22 Studien. Voraussetzung war, dass die Studienteilnehmer zu Beginn der Behandlung keinen Diabetes aufwiesen und zunächst mit nur einer Substanz aus den fünf gängigen Klassen der Antihypertensiva behandelt worden waren. Die meisten Patienten hatten einen manifesten Bluthochdruck, nur in vier Studien handelte es sich nicht um Hypertoniker, sondern um Patienten mit einem hohen kardiovaskulären Risiko oder mit einer Herzinsuffizienz.

Ergebnis: Aus ihren Analysen ermittelten die Autoren eine Rangordnung für das Diabetesrisiko der Antihypertensiva: Im Vergleich zu Placebo entwickelten unter Diuretika deutlich mehr Patienten einen Diabetes (+30 %). Betablocker erhöhten das Risiko um 17 %. Die Gruppe der Kalziumantagonisten erwies sich als neutral (-3 %), während unter ACE-Hemmern 13 % weniger Hochdruckpatienten an einem Diabetes mellitus erkrankten. Bei den Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten traten sogar 26 % weniger Diabetes-Neuerkrankungen auf als unter Placebo.

Fazit: Tatsächlich überraschend sind die Ergebnisse nicht. Am besten schnitten die Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten ab, die ACE-Hemmer folgten bereits in gehörigem Abstand. Dabei bezieht sich die Aussage zur diabetogenen Wirkung auf die Initialtherapie der Patienten. War der Blutdruck damit nicht ausreichend behandelt, erhielten die Betroffenen zusätzlich ein oder sogar mehrere andere Antihypertensiva. Unklar bleibt, wie solche Kombinationsbehandlungen das Ergebnis beeinflussen.

Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft jedenfalls empfiehlt auf Grundlage dieser Netzwerk-Metaanalyse, Diabetiker und Personen mit gestörter Glukosetoleranz mit Bluthochddruck bevorzugt mit ACE-Hemmern oder Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten zu behandeln - auch wenn dies zunächst einen Anstieg der Behandlungskosten bedeutet. Sind langfristig weniger Diabetes-Neuerkrankungen zu verzeichnen, werde sich dieser initiale Kostenanstieg sicherlich bezahlt machen, da der Diabetes mellitus zu den teuersten Stoffwechselerkrankungen zählt.

Schlüsselwörter: Diabetes mellitus - Hypertonus - Antihypertensiva

01 Antihypertensive and Lipid-Lowering treatment to prevent Heart Attack Trial

    >