Z Gastroenterol 2007; 45 - K23
DOI: 10.1055/s-2007-988582

66-jährige Patientin mit dem Bild eines Subileus

M Angelescu 1, H Riemer 1, R Nessel 1, M Leithäuser 2, HJ Kreutzer 3, E Klar 1
  • 1Chirurgische Klinik und Poliklinik, Universität Rostock, Rostock, Germany
  • 2Klinik für Innere Medizin, Universität Rostock, Rostock, Germany
  • 3Institut für Pathologie, Universität Rostock, Rostock, Germany

Einleitung: Das Dünndarmkarzinom ist mit einem Anteil von 1–2% aller malignen gastrointestinalen Tumoren eine Rarität. Eine erhöhte Inzidenz findet sich bei bestimmten genetischen bzw. chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Aufgrund der unspezifischen Symptomatik wird es häufig erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Nur ca. 50% der Fälle sind bei Diagnosestellung kurativ resektabel.

Methodik: 66-jährige Patientin mit Abdominalschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Stuhlunregelmäßigkeiten seit einem Jahr sowie Gewichtsverlust von 10kg. Z.n. Cholezystektomie vor 11 Monaten, Abdomensonographie einige Wochen später mit dem Bild eines Subileus. Anschließend unauffällige Koloskopie. Gastroskopie 4 Wochen vor der Vorstellung mit histologischem V.a. Zöliakie. Laborchemisch bei Aufnahme kein pathologischer Befund, eine Zöliakie-Diagnostik wurde initiiert. Radiologisch multiple Dünndarmspiegel, sonographisch V.a. kurzstreckige Dünndarmstenose, am ehesten mit einem M. Crohn vereinbar. Abdomen-CT ohne richtungsweisenden Befund. In der Dünndarm-Doppelkontrastdarstellung nach Sellink Nachweis einer konstanten filiformen Stenose im Bereich des Jejunums in Projektion auf den rechten Unterbauch.

Ergebnis: Intraoperativ zeigte sich 2m distal des Treitz'schen Bandes ein 5×3,5cm messender stenosierender Tumor mit multiplen derben Lymphknoten im dazugehörigen Mesenterium. Es erfolgte die Resektion von 50cm Jejunum unter Mitnahme des Lymphabstromgebietes. Die Histologie ergab ein Adenokarzinom des Dünndarms pT2 pN0 (0/25) G3 R0 mit unspezifischer Lymphadenitis. Der postoperative Verlauf war regelrecht. Die serologische Diagnostik bestätigte die endoskopische Verdachtsdiagnose der Zöliakie bei hoch positivem Gliadin- und Transglutaminase-Antikörpertiter.

Schlussfolgerung: Da eine lange Latenzzeit bis zur richtigen Diagnosestellung die Prognose wesentlich verschlechtert, liegt die Herausforderung des behandelnden Arztes darin, bei Patienten mit unklaren abdominellen Beschwerden nach Ausschluss anderer häufiger vorkommender Erkrankungen überhaupt an die Möglichkeit eines Dünndarmkarzinoms zu denken. Die Therapie der Wahl ist die radikale onkologische Resektion. Patienten mit einem T1/2-Stadium und fehlenden Lymphknoten- oder Fernmetastasen haben eine gute Prognose.