Z Gastroenterol 2007; 45 - K27
DOI: 10.1055/s-2007-988586

Ein ungewöhnlicher Fall von ulzerierender Kolitis

C Godt 1, R Porschen 1
  • 1Klinikum Bremen-Ost, Medizinische Klinik, Bremen, Germany

Wir berichten über einen 43 Jahre alten Patienten, der mit seit kurzem bestehenden profusen Diarrhoen, dann auch peranalem Blutabgang, Fieber und Gewichtsverlust in unserer Klinik aufgenommen wurde. Bei ihm war zwei Jahre zuvor eine Knochenmarktransplantation wegen einer akuten lymphatischen Leukämie (B-Zell-ALL) erfolgt. Sigmoideoskopisch fand sich eine ulzerierende Kolitis mit ausgedehnten tiefen, im Rektum beginnenden Schleimhautulzerationen. Weitere Untersuchungen (Sonographie, CT Abdomen) ergaben eine diffuse Rundherdinfiltration von Leber, Milz, Nieren und Lungen. Histologisch zeigte sich schließlich eine monomorphe posttransplantat-lymphoproliferative Erkrankung (PTLD) in Form eines hochaggressiven diffus-großzelligen Non-Hodgkin-Lymphoms der B-Zell-Reihe. Die Zellen exprimierten zu einem großen Anteil EBV-codierte Proteine, und zwar nicht nur typische Proteine der latenten, sondern auch der lytischen EBV-Infektion. Posttransplantat-lymphoproliferative Erkrankungen (PTLD) weisen charakteristischerweise in einem hohen Prozentsatz einen extranodalen Befall auf, in 20–25% den Gastrointestinaltrakt betreffend. Die Erkrankung tritt als Rarität auch nach Knochenmarktransplantation auf, häufiger nach Transplantation solider Organe. Die Erkrankung ist häufig mit einer EBV-Infektion assoziiert, welche eine wichtige Rolle in der Pathogenese zu spielen scheint. Der derzeitige therapeutische Ansatz besteht in einer Chemotherapie nach dem CHOP-Schema, ggf. ergänzt durch den Anti-CD-20-Antikörper Rituximab. Bei dem hier vorgestellten Patienten wurde der erste Zyklus CHOP noch verabreicht. Er entwickelte jedoch kurz danach ein septisches Krankheitsbild mit rasch sich entwickelndem Multiorganversagen und letalem Ausgang.