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DOI: 10.1055/s-2007-988593
Entwicklung eines Barrettkarzinoms auf dem Boden eines neu entstandenen Long-Segment-Barrettösophagus nach Radiochemotherapie eines primär gastralen, niedrigmalignen MALT Lymphoms Stadium IV – ein Fallbericht
Fall: Bei einer 51-jährigen Patientin wurde 9/1999 ein H. pylori-positives, niedrigmalignes Marginalzonen B-Zell Lymphom des Magens vom MALT Typ im Stadium IV nach Musshoff diagnostiziert. Nach initialer Eradikationstherapie erhielt die Patientin im Rahmen der Deutschen MALT-Lymphom Studie 6 Zyklen CHOP Chemotherapie und konsolidierend eine Involved-Field Bestrahlung des Magens mit 36Gy. Die obere Feldgrenze lag oberhalb des Zwerchfells und schloß den Bereich der Kardia ein. Die Patientin erreichte 7/2000 eine kontinuierliche klinische Remission, dokumentiert durch 2x jährlich durchgeführte klinische und endoskopische Nachsorgeuntersuchungen bis 11/2002. In diesem Zeitraum war der Ösophagus endoskopisch unauffällig. Anfang 2004 wurde erstmals eine Refluxösophagitis I° diagnostiziert und bei seit ca. 6 Monaten vorbestehendem gelegentlichen Sodbrennen eine Protonenpumpenhemmertherapie initiiert. Im März 2007 wurde die Patientin erneut zur Verlaufskontrolle vorstellig, in der überraschenderweise ein Long-Segment Barrettösophagus (Prag-Klassifikation C3M6) mit multifokaler hochgradiger intraepithelialer Neoplasie und ein gering- bis mittelhoch differenziertes Barrettkarzinom im distalen Ösophagus diagnostiziert wurde. Im Rahmen des Stagings wurde zur detailierten endoskopischen Diagnostik erneut eine Magnifikationsendoskopie mit Narrow-Band-Imaging und eine Minisonden-basierte konfokale Lasermikroskopie (Cellvizio®-GI) durchgeführt, die den Befund eindrucksvoll bestätigte. Das weitere therapeutische Vorgehen wird nach Komplettierung der Staginguntersuchungen interdisziplinär entschieden.
Fazit: Der vorliegende Fall wirft die Frage auf, ob die kurzfristige Entstehung des neoplastischen Barrettösophagus möglicherweise als Spättoxizität der Radiochemotherapie im Rahmen der Therapie des gastralen Lymphoms interpretiert werden muss. Eine ausschließlich Säure-assoziierte Genese erscheint aufgrund der relativ kurzen Refluxanamnese unwahrscheinlich.