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DOI: 10.1055/s-2007-988608
Beidseitige Hodenmetastasen eines Colon-Doppel-Carcinoms bei familiärer Adenomatose
Ein 49-jähriger Patient stellte sich wegen einer seit zwei Monaten bestehenden indolenten Hodenschwellung und zunehmender linksseitiger Beinschwellung vor. Klinisch lagen das klassische Bild einer tiefen Beinvenenthrombose, harte und indolente Lymphknotenschwellungen links ingunial sowie ein prall geschwollener, harter Hodensack vor.
Drei Jahre zuvor war ein stenosierendes Doppel-Coloncarcinom in Sigma und Descendens auf dem Boden eines Polyposis-Syndroms diagnostiziert und operativ mit Proktocolektomie und Pouchanlage versorgt worden. Es lag ein UICC Stadium III mit pT3(2)pN2(8/58)cM0G3 vor. Die anschließende adjuvante Chemotherapie nach dem Mayo-Protokoll war von dem Patienten schlecht vertragen worden. Nachsorgeuntersuchungen waren bis vor 2 Jahren unauffällig, seither hatte sich der Patient nicht mehr vorgestellt.
Aktuell konnte sonographisch zunächst die Beinvenenthrombose bestätigt werden. Die Sonographie der Testes ergab unscharf begrenzte echoarme Raumfoderungen beider Hoden, links unter Einbeziehung der Epidymidis und des Ductus deferens sowie eine Hydrozele. Die Sonographie des Abdomens schließlich ergab eine ausgedehnte retroperitoneale Lymphombildung paraaortal sowie im linksseitigen kleinen Becken mit Kompression der linken Vena iliaca externa sowie des Ureters mit konsekutivem Harnaufstau I° links. Lebermetastasen oder Hinweise auf eine Peritonealcarcinose fanden sich nicht.
Der Patient wurde hierauf in die urologische Klinik aufgenommen und eine radikale inguinale Orchiektomie mit Epididymektomie links durchgeführt.Der Schnellschnitt ergab Metastasen des vor drei Jahren operierten Coloncarcinoms.
Der sich in gutem Allgemeinzustand befindende Patient lehnt eine palliative Chemotherapie kategorisch ab.
Hodenmetastasen sind ein seltener Befund und machen ca 7–8% der Hodentumoren aus, der häufigste Primarius ist hierbei das Prostata-Carcinom. Über metastatische Absiedlungen eines colorektalen Carcinoms finden sich in der Literatur lediglich einzelne Fallberichte.
Der Fall illustriert die Stärke der Sonographie mit Untersuchung verschiedenster Organsysteme (Gefäße, Hoden, Leiste und Abdomen) in einem Arbeitsgang und Ermöglichung entsprechender Weichenstellungen – und bestätigt, dass Gastroenterologie nicht am Leistenband endet.