Ultraschall Med 2007; 28 - V_6_13
DOI: 10.1055/s-2007-989021

Die Wertigkeit der sonographisch assistierten Grobnadelinzisionsbiopsie in der Lymphom-Diagnostik im Kopf-Hals-Bereich

J Pfeiffer 1, W Maier 1, CC Boedeker 1, L Kayser 1, G Kayser 2, GJ Ridder 1
  • 1Universitätsklinik Freiburg, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf-Hals-Chirurgie, Freiburg, Germany
  • 2Universitätsklinik Freiburg, Pathologisches Institut, Freiburg, Germany

Maligne Lymphome manifestieren sich häufig durch Lymphknotenschwellungen im Kopf-Hals-Bereich und erfordern eine Histologiegewinnung zur Diagnosesicherung und Therapieplanung. Als Goldstandard gilt hierbei die Lymphknotenexstirpation, welche aber invasiv ist und häufig eine Vollnarkose erfordert. Als minimal-invasives Verfahren weit verbreitet ist die Feinnadelaspirationszytologie, die aber speziell in der Lymphom-Diagnostik mit einer hohen Rate falsch-negativer oder wenig aussagekräftiger Proben verbunden ist. Die Grobnadelinzisionsbiopsie konnte sich als aussagekräftiges Biopsieverfahren in vielen Bereichen außerhalb der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde etablieren, hat aber im Kopf- und Halsbereich und speziell in der Diagnostik peripher lokalisierter Lymphome bisher wenig Anwendung gefunden. Wir untersuchten daher die diagnostische Wertigkeit der Ultraschall-gesteuerten Grobnadelinzisionsbiopsie bei malignen Lymphomen im HNO-Bereich.

Nach Hautdesinfektion führten wir die Grobnadelinzisionsbiopsie mit „side-notch“-Nadeln der Größe 12–16 Gauge durch. Die Probenentnahme erfolgte unter sonographischer Kontrolle mit dem Bard® Magnum® Biopsie-System mit verstellbarer Einschußtiefe von 15 und 22mm und wurde in der Regel ambulant in Lokalanästhesie durchgeführt.

Seit April 2003 führten wir bei 41 Patienten mit dem Verdacht auf ein malignes Lymphom insgesamt 88 Stanzbiopsien durch. Für die histopathologische und immunhistochemische Untersuchung qualitativ hochwertige Biopsiezylinder wurden komplikationslos von allen Patienten erhalten. Wurde das Zielgewebe korrekt biopsiert, so war die Grobnadelinzisionsbiopsie bei Patienten mit bestätigtem Lymphom-Verdacht in 91,3% ausreichend zur Einleitung der onkologischen Therapie.

Die sonographisch gesteuerte Grobnadelinzisionsbiopsie ist eine zuverlässige und sichere Biopsiemethode im Kopf-Hals-Bereich, welche selbst für die besonderen Ansprüche der Lymphom-Diagnostik eine hohe diagnostische Aussagekraft besitzt und eine Alternative zur offenen Biopsie peripherer Lymphome darstellt. Der Anwender sollte fundierte Kenntnisse in der topographischen Kopf-Hals-Anatomie und Sonographie dieser Region besitzen.