Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung: Beatmete Neu- und Frühgeborene sind besonders gefährdet, im Verlauf der Beatmung
eine Ventilator-assoziierte Pneumonie zu aquirieren (VAP). Es ist deshalb notwendig,
frühzeitig eine pulmonale Kolonisation mit potenziell pathogenen Keimen zu entdecken.
Neben Bakterien können auch Pilze VAP auslösen. Eine systematische, prospektive Untersuchung
des Trachealsekrets beatmeter Neu- und Frühgeborener auf die Besiedelung mit Pilzen
existiert jedoch nicht. Ziel dieser Studie war deshalb, die Pilzbesiedelung beatmeter
Früh- und Neugeborener im Verlauf der mechanischen Beatmung prospektiv, longitudinal
zu untersuchen.
Patient / innen und Methoden: 187 tracheale Aspirate (TA) von 29 beatmeten Neugeborenen (23-35 SSW) wurden untersucht.
TAs wurden mikroskopisch und mithilfe von Standard-Kulturen ausgewertet. Diese Ergebnisse
wurden klinischen Zeichen einer VAP oder Sepsis gegenüber gestellt.
Ergebnisse: In keiner der Proben konnten Candida-Spezies nachgewiesen werden. Im Gegensatz dazu
wurde Malassezia furfur (Mf), ein lipophiler Pilz ab dem 10., 21. und 31. postnatalen
Tag im TA von 3 von 17 extremen Frühgeborenen (ELBWI) über einen längeren Zeitraum
nachgewiesen. Der Nachweis von Mf war mit klinischen Zeichen einer Infektion assoziiert.
Mf-positive Kindern erhielten häufiger topische Steroide (p = 0,03). In vitro konnte
außerdem gezeigt werden, dass natürlicher Surfactant von Mf als Substrat genutzt werden
kann.
Schlussfolgerung und Diskussion: Der Saprophyt Malssezia furfur kann bei beatmeten ELBWI zu einer pulmonalen Kolonisation
mit klinischer Relevanz führen. Da Mf normalerweise nicht kulturell, wohl aber mikroskopisch
identifiziert werden kann, muss bei der Differenzialdiagnose der VAP bei ELBWI, insbesondere
bei topischer Steroidgabe und nach Surfactantgabe, an diesen Keim gedacht werden.
Abstract
Background: Ventilated neonates are prone to acquire ventilator-associated pneumonia (VAP). Consequently
early diagnosis of pneumonia is required. Beside bacteria, fungi are suspected as
a cause of VAP. However, fungal colonisation and infection of the lung have not been
studied systematically. The purpose of this study was to evaluate pulmonary fungal
colonisation in ventilated neonates and premature infants.
Materials and Methods: 187 tracheal aspirates (TA) from 29 ventilated neonates (23-35 weeks gestational
age) were investigated. TAs were evaluated microscopically and by culture. Data were
matched with clinical signs of VAP or sepsis.
Results: Candida species were not detected in TA or culture. In contrast, Malassezia furfur
(Mf), a lipophilic fungus, was detected from the 10th , 21st and 31st postnatal days onwards in TAs of 3 out of 17 extremely prematures (gestational age
at birth < 25 weeks). The presence of Mf was associated with clinical deterioration
either immediately or a few days after the first positive Mf smear. Topic steroids
were more frequently applied to Mf-positive ELBW infants (p = 0.03). In vitro, natural
surfactant was demonstrated to be a sufficient substrate for Mf in culture.
Conclusion and Discussion: This is the first report on Mf lung colonisation of ELBWI during mechanical ventilation.
Because Mf is generally not detected in standard cultures it appears to be an overlooked,
potentially pathogenic fungus in prematures. Mf must be considered in the differential
diagnosis of VAP in ELBWI exposed to topical steroids, especially when natural surfactant
was administered.
Schlüsselwörter
Malassezia furfur - Neugeborene - Frühgeborene - Ventilator-induzierte Pneumonie -
Trachealsekret
Key words
Malassezia furfur - infants - premature infants - ventilator-induced pneumonia - tracheal
aspirates