Z Orthop Unfall 2007; 145(5): 554
DOI: 10.1055/s-2007-991594
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PIP-Gelenk-Flexions-Kontrakturen - Distraktionsbehandlung mit einem dynamischen Fixateur

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Publication Date:
23 October 2007 (online)

 

Shirzad Houshian, MD, Chandrasekar Chikkamuniyappa, MS From the Department of Orthopaedics, Upper Limb Unit, University Hospital Lewisham, London, UK: Distraction correction of chronic flexion contractures of PIP joint - Comparison of two distraction rates. J Hand Surg 2007; 32A: 651-656. Copyright (c) 2007 by the American Society for Surgery of the Hand

Die Autoren berichten über die Ergebnisse ihrer Behandlung von PIP-Gelenk-Flexions-Kontrakturen. Die Behandlung dieses Krankheitsbildes ist in den letzten Jahren einem langsamen Wechsel unterworfen, nachdem die bisher üblichen Verfahren teilweise ernüchternd schlechte Ergebnisse zeitigten. Dabei verweisen die Autoren insbesondere auf konservative Maßnahmen wie auch auf die operativen Methoden der Resektion bzw. Desinsertion des Seitenbandapparates oder auf die eigenen Ergebnisse mit einem dynamischen PIP-Extensions-Fixateur.

Hier werden nun die Ergebnisse der Behandlung mit einem Distraktions-Fixateur zur sog. Arthrodiastase vorgestellt und zwei Algorithmen zur Therapieplanung miteinander verglichen. Einschlusskriterien waren neben einer manifesten, über 3 Monate therapieresistenten Kontraktur in Flexionsstellung infolge einer Fraktur, das Fehlen eines wesentlichen Gelenkdefektes und einer vorherigen operativen Versorgung. In Lokalanästhesie wurden köpfchen- bzw. basisnah an Grund- und Mittelglied jeweils ein Gewindedraht in der Mittseitebene eingebracht. Palmarseitig dieser Ebene wurden sodann die Fixateurbacken sowie eine Gewindestange positioniert, so dass bei Distraktion mithilfe eines Rändelrades über die Gewindestange gleichzeitig neben der Distraktion eine Extension im PIP-Gelenk erreicht wurde. Es wurden zwei Gruppen von jeweils fünf Patienten gebildet, deren erste mit einer täglichen Distraktion von 0,5 mm und deren zweite mit einer Distraktion von 1,0 mm behandelt wurden. Diese Behandlungsschritte wurden von den ambulanten Patienten selbsttätig nach entsprechender Einweisung durchgeführt und wurden in wöchentlichen Abständen kontrolliert.

Die Distraktion wurde solange fortgeführt bis eine Arthrodiastase von 5 mm erreicht war. Danach wurde in der ersten Gruppe der Fixateur für zwei weitere Wochen belassen, während in der zweiten Gruppe der Fixateur bereits nach einer Woche abgenommen wurde. Die Patienten beider Gruppen erhielten danach erneut eine vierwöchige Physiotherapie. Sie wurden über einen Zeitraum von 12 Monaten regelmäßig nachuntersucht und bezüglich Schmerzintensität (VAS) und Bewegungsausmaß (ROM) bewertet. Beide Gruppen waren bzgl. Alter, Geschlecht und vorheriger Behandlungsdauer und Bewegungsausmaß (18° ± 25° bzw. 18° ± 11°) vergleichbar homogen und lieferten vergleichbare Ergebnisse ohne wesentlichen Unterschied bezüglich des zugewonnenen Bewegungsausma-ßes von 64° bzw. 66°.

Es waren im Beobachtungszeitraum keine erneuten Bewegungseinschränkungen zu verzeichnen. Es gab weder Komplikationen wie Infektionen noch Rezidive. Erwartungsgemäß unterschiedlich stellten sich die Fixateurliegezeiten von durchschnittlich 17 gegen 34 Tage dar. Die Autoren vergleichen die Behandlung mit einem früheren dynamisch wirkenden Fixateur und führen die vergleichsweise guten und reproduzierbaren Ergebnisse auf die grundsätzlich andere Wirkungsart des hier vorgestellten Fixateurs zurück. Während ersterer offensichtlich sehr exakt platziert werden muss, damit der Drehpunkt des Fixateurs genau mit dem des PIP-Gelenkes übereinstimmt, wirkt er dann wie ein Streckquengel. Der hier vorgestellte Fixateur bewirkt jedoch einerseits eine Distraktion des Gelenkes mit Verlängerung des Weichgewebsmantels als auch gleichzeitig eine kontinuierliche Aufhebung der Flexionskontraktur ohne Gefahr einer Überkorrektur. Die Autoren schließen, dass bei fehlender Signifikanz im Unterschied der zwei Behandlungsalgorithmen mit der Distraktion zur Arthrodiastase der schnelleren Distraktion der Vorzug gegenüber der langsameren zu geben ist.

Literatur

  • 01 Glickel SZ . Barron OA . Catalano LW . Dislocation and ligament injuries in the digits, in Greens Operative Hand Surgery 5th ed, Churchill Livingstone, 2005, vol 1, pp 357-35. 
  • 02 Chidella SD . Segalman KA . Murphy MS . Long-term results of surgical management of proximal interphalangeal joint contracture.  J Hand Surg [Am]. 2002;  27 799-805
  • 03 Brüser P . Poss T . Larkin G . Results of proximal interphalangeal joint release for flexion contractures: Midlateral versus palmar incision.  J Hand Surg [Am]. 1999;  24 288-294

OA Dr. Christoph Harms

Abt. für Unfall- und Wiederherstellungs-chirurgie, Chirurgische Klinik und Poliklinik der Universität Rostock

Schillingallee 35

18055 Rostock

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