Z Gastroenterol 2007; 45 - A_35
DOI: 10.1055/s-2007-992728

Ausscheidungsdauer bei Patienten mit Norovirus

E Kruse 1, T Koloschin 1, D Mayer 1, A Altendorf-Hofmann 2, W Matek 1
  • 1Klinikum Coburg
  • 2Universität Jena, Tumorzentrum

Seit September 2006 traten im Klinikum Coburg, wie auch in anderen deutschen Krankenhäusern, vermehrt Fälle von Norovirusinfektionen auf. Ein großes Problem stellten Patienten dar, die nach durchgemachter akuter Symptomatik die Noroviren verlängert ausscheiden. Wir haben daher die Norovirusfälle aus der Zeit Dezember 2006 bis März 2007 evaluiert, mit der Fragestellung, ob bestimmte Risikofaktoren, Begleiterkrankungen oder Therapien ein verlängertes Ausscheiden begünstigen.

70 Fälle aus dem Zeitraum Dezember 2006 bis März 2007 wurden erfasst. Die Patienten waren zwischen 2 und 95 Jahren alt, 80% der Patienten waren über 70 Jahre alt, der Median lag bei 80,5 Jahren. 40% (n=28) waren männlich, 60% (n=42) waren weiblich. 98,6% (n=69) der Patienten hatten Durchfälle, zwischen 1–13 Tagen, im Mittel 4,1 Tage. 45,7%, (n=32) der Patienten hatte Fieber, maximal bis 40,4°C (im Mittel 38,0°C).

Zudem bestanden mit absteigender Häufigkeit Exsikkose 58,6% (n=42), Übelkeit 32,9% (n=23) Erbrechen 30% (n=21) und abdominelle Schmerzen 8,6% (n=6). Selten waren Gelenkbeschwerden zu beobachten. Klinisch fiel auf, dass 34,3% (n=24) der Patienten nach durchgemachter Norovirusinfektion an einer ausgeprägten Obstipation litten. Ein Patient war zusätzlich Rotavirus positiv, mehrere Patienten hatten zudem einen positiven Nachweis von Clostrdium difficile Toxin und wurden entsprechend behandelt. 2 Patientinnen verstarben im Rahmen einer zusätzlich bestehenden Pneumonie mit akutem Nierenversagen beziehungsweise bei einem akuten Myokardinfarkt. 70% (n=49) der Patienten wurden nach Ende der Symptomatik mit einer positiven Stuhlkultur entlassen. Vom Ende der Symptomatik bis zur Entlassung oder bis zur negativen Stuhlkultur lagen zwischen 1 und 42 Tagen, im Median betrug die Ausscheidungsdauer oder die Dauer bis zur Entlassung nach Ende der Symptome 5 Tage.

Neben Begleiterkrankungen wie chronisch entzündlicher Darmerkrankung, Ulcera, Reflux, Divertikulose, Divertikulitis, Gallensteinleiden oder Z.n. Cholecystektomie (n=12) Niereninsuffizienz (n=25), Diabetes mellitus (n=28), arterieller Hypertonie (n=50) und KHK wurde die Begleitmedikation mit Immunsuppressiva, Protonenpumpenhemmer, Antibiose, Probiotika, und Antidiarroika erfasst.

Hierbei zeigte sich dass Patienten, die nach durchgemachter Symptomatik eine Obstipation entwickelten, zu einer verlängerten Ausscheidung neigen. 70,8% der Patienten mit einer Ausscheidungsdauer bis 5 Tagen hatten keine Obstipation, hingegen 53,1% der Patienten mit einer Ausscheidung über 5 Tagen nach Symptomende hatte eine Obstipation, hier fand sich ein statistischer Trend. Im Exakttest nach Fisher für 2 seitige Signifikanz fand sich ein p Wert von 0,103.

Patienten mit einer Immunsuppression mit Cortison (n=10) Budesonid und Azatioprin (n=1) zeigten hingegen keine verlängerte Ausscheidung nach Ende der Symptome.

Patienten mit einer Obstipation nach durchgemachter Norovirusinfektion sollten daher im Krankenhaus zur Vermeidung von Epidemien bis zum Erhalt negativer Kulturen isoliert werden. Sie repräsentieren eine Risikogruppe für eine Fortsetzung der Infektionskette dar.