Z Gastroenterol 2007; 45 - A_74
DOI: 10.1055/s-2007-992762

Differenzialdiagnose der eosinophilen Ösophagitis und gastroösophagealen Refluxkrankheit am Biopsiematerial

S Müller 1, D Neureiter 2, T Aigner 3, M Stolte 4
  • 1Pathologisches Institut, LMU München
  • 2Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg
  • 3Institut für Pathologie, Universität Leipzig
  • 4Institut für Pathologie, Klinikum Bayreuth GmbH

Einleitung und Zielsetzung:

Die dichte Infiltration des Plattenepithels der Ösophagusschleimhaut mit eosinophilen Granulozyten ist das diagnostische Hauptmerkmal der eosinophilen Ösophagitis. Allerdings gibt es auch bei der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD) in einem Teil der Fälle eine ausgeprägte Vermehrung intraepithelialer eosinophiler Granulozyten. Das Ziel der Untersuchungen war, histomorphologische Merkmale zur Unterscheidung der eosinophilen Ösophagitis von der GERD am Biopsiematerial herauszuarbeiten.

Material und Methoden:

Die prospektive Studie umfasst 105 routinemäßig entnommene Biopsien aus dem distalen Ösophagus von 74 Patienten (52Männer, 22 Frauen; mittleres Alter 43,7 Jahre) mit eosinophiler Ösophagitis, GERD und Verdacht auf eosinophile Ösophagitis. Anzahl der eosinophilen Granulozyten und Mastzellen, Degranulation und qualitative Veränderungen des Plattenepithels wurden anhand von HE-Färbungen und Immunhistochemie mit Antikörpern gegen Eosinophilen-Peroxidase, Mastzelltryptase und interzelluläre Glykokonjugate (CD15) untersucht.

Ergebnisse:

Die Dichte und Degranulation der Eosinophilen ist bei der eosinophilen Ösophagitis sowohl in der HE-Färbung als auch in der Immunhistochemie signifikant höher als bei GERD (54,8 vs. 9,1; 77,5 vs. 24,7; p<0,05 und 1,16 vs. 0,41; p<0,05). Dilatation der interzellulären Spalträume, Hyperplasie der Basalzellschicht, Vakuolisierung der Keratinozyten und Mastzellinfiltration sind signifikant höher bei der eosinophilen Ösophagitis als bei GERD. Eine signifikante negative Korrelation besteht zwischen CD15-Expression und Eosinophilen-Degranulation sowie zwischen CD15-Expression und Dilatation der interzellulären Spalträume.

Schlussfolgerung:

Die Differenzialdiagnose zwischen eosinophiler Ösophagitis und GERD kann problematisch sein in den Fällen mit GERD und ausgeprägter Eosinophilie. Die Eosinophilendichte und -Degranulation sowie das Ausmaß der Dilatation der interzellulären Spalträume und die Vakuolisierung des Plattenepithels sind Schlüssel zur histomorphologischen Differenzialdiagnose der eosinophilen Ösophagitis und GERD am Biopsiematerial.