Sportverletz Sportschaden 1990; 4(1): 22-28
DOI: 10.1055/s-2007-993593
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Achillessehnenruptur

Anamnestische und morphologische Untersuchungen sowie Überlegungen zur ÄtiologieThe rupture of the achillestendon: Anamnestic and morphological investigations and etiologic considerationsE. Böhm, A. Thiel1 , S. Czieske
  • Institut für Pathologie der Krankenhäuser des Märkischen Kreises GmbH, Lüdenscheid (Chefarzt Priv.-Doz. Dr. med. E. Böhm)
  • 1Krankenhaus für Sportverletzte, Lüdenscheid
Herrn Prof. Dr. H. Girgensohn zum 80. Geburtstag gewidmet.
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Publication Date:
12 January 2008 (online)

Zusammenfassung:

Im Zeitraum vom 1.10.1985 bis 31.12.1987 wurde 93 Patienten (82 Männer und 11 Frauen) mit Achillessehnenrupturen anhand eines ausführlichen Untersuchungsbogens befragt und die bei der Operation gewonnenen histologischen Präparate untersucht. Bei 2 Patienten handelt es sich um eine Reruptur nach 7 bzw. 8 Wochen eines zuvor ebenfalls operativ versorgten ersten Risses, sechsmal ergab sich vor der jetzigen Ruptur aufgrund der Vorgeschichte eine offensichtlich “inkomplette” Ruptur der gleichen Seite, 9 Patienten hatten 2,5 bis 10 Jahre vor der jetzigen Ruptur der einen Seite einen Riß der anderen durchgemacht. Bei 85,4 % war die Ruptur während einer sportlichen Betätigung eingetreten, 55 der 93 Patienten (= 59 %) gaben an, regelmäßig und über einen längeren Zeitraum hinweg Sport getrieben zu haben. 32 % der Patienten berichteten über Beschwerden im Bereich einer oder beider Achillessehnen.

Bei 80 Patienten mit Achillessehnenruptur, bei denen die Operation weniger als 10 Tage zurücklag, zeigten sich strukturelle Degenerationen, mindestens mittelgradig, meistens aber schwer- oder sehr schwergradig (keine Abhängigkeit des Degenerationsgrades vom Rupturalter). Die reparativen Veränderungen entsprachen im großen und ganzen in ihrem zeitlichen Ablauf dem von der allgemeinen Pathologie her bekannten. Außerdem fanden sich bei 56 % der bis zu 4 Tage alten Rupturen reparative Vorgänge, die zeitlich wesentlich fortgeschrittener waren. 6 der 10 zum Vergleich herangezogenen Achillessehnen mit “Achillodynie” zeigten leichtgradige, 3 hingegen bis sehr schwergradige degenerative Vorgänge.

Unsere Untersuchungen sprechen eindeutig dafür, daß die “strukturell-degenerativen” Veränderungen prätraumatisch vorgelegen haben. Im Falle der Achillessehnenruptur konnten sie nicht mehr durch reparative Vorgänge ausreichend kompensiert werden, bei der Achillodynie gelang das noch. Die Ätiologie der strukturellen Degeneration steht im Mittelpunkt zahlreicher endogener und exogener Faktoren als Ausdruck einer Überbeanspruchung bei verminderter Reparation.

Abstract

From 1. October 1985 to 31. December 1987 93 patients (82 male, 11 female) with rupture of the achillestendon were investigated by means of a questionaire, the specimens obtained at operation were examined histologically.

In two cases the operation was for a re-rupture of the tendon, 7 and 8 weeks respectively after the first operation. In 6 cases a rupture followed a so-called incomplete rupture on the same side. 9 patients had had a tendonrupture of the other side between 2,5 and 10 years previously. 85,4 % of the ruptures took place during a sporting activity. Of the 93 patients 55 (59 %) regulary took part in long term sporting activities. Symptoms in the area of one or both achillestendons were experienced by 32 % of the patients. 80 patients with an achillestendonrupture who were operated within 10 days demonstrated structural degeneration of at least moderate proportions, mostly severe or very severe (there was no relationship between the degree of degeneration and the age of the rupture). The signs of repair were consistent with the age of the ruptur. In 56 % of the ruptures up to four days old the repair process was considerably more advanced than the age of the rupture would suggest. 6 of 10 patients with the so-called “Achillodynie” demonstrated minor changes although 3 had more severe degenerative changes.

Our inquiry clearly demonstrates that structural changes in the tendon took place before the injury. In the cases of achillestendonrupture the processes of repair are an-adequate to compensate for the degenerative changes. The etiology of the structural degenerations is dependent on many endogenous and exogenous factors particularly the inadequacy of the repair processes.