Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 1998; 33(2): 96-104
DOI: 10.1055/s-2007-994218
Geschichte der Anästhesie

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Aloys Martin und der Verein deutscher Aerzte in Paris

Aloys Martin and the Association of German Physicians in ParisM. Goerig1 , C. Nemes2
  • 1Abteilung für Anästhesiologie, Universitäts-Krankenhaus Eppendorf, Hamburg (Direktor: Prof. Dr. med. J. Schulte am Esch),
  • 2Abteilung für Anästhesiologie, Kreiskrankenhaus Pfaffenhofen (Leitende Ärzte: Dr. med. C. Nemes, Dr. med. M. Niemer, Dr. med. R. Weber) Pfaffenhofen a.d. Ilm
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Publication Date:
22 January 2008 (online)

Zusammenfassung

Die Entdeckung der anästhetischen Eigenschaften des Äthers verbreitete sich sehr rasch von Amerika nach Europa. Die ersten Informationen gelangten über Postschiffe im Spätherbst des Jahres 1846 nach England, von wo sie nach Frankreich und hier insbesondere nach Paris weitergereicht worden sind. Die Weitergabe der neuen medizinischen Errungenschaft in den deutschen Sprachraum ist auf das engste mit dem Namen des Münchener Arztes Aloys Martin verbunden, der um 1847 in Paris lebte. In den verschiedenen wissenschaftlichen Zirkeln der Stadt kam es unmittelbar nach den ersten Nachrichten aus der Neuen Welt über die schmerzausschaltenden Eigenschaften des Äthers zu kontroversen Diskussionen über den Wert der neuen Errungenschaft, Diskussionen, an denen sich auch zahllöse Mitglieder des „Vereins deutscher Aerzte in Paris” beteiligten. Martin zählte damals zu den aktiven Mitgliedern des Vereins und berichtete wiederholt in seiner Funktion als Korrespondent der im deutschen Sprachraum weitverbreiteten Augsburger Allgemeinen Zeitung über das neue Verfahren. Wiederaufgefundene Dokumente im Archiv der Leopoldinisch-Carolinischen Akademie in Halle zeichnen ein interessantes Bild über diesen Verein, dessen Mitglieder bereits im Frühjahr 1847 in vielbeachteten Eigenversuchen die anästhetischen Eigenschaften und Auswirkungen auf den menschlichen Organismus zu klären versucht hatten. Im folgenden soll zur Geschichte des weitgehend in Vergessenheit geratenen Vereins deutscher Aerzte in Paris Stellung genommen werden und auf die Bedeutung von Aloys Martin hingewiesen werden, mit dessen Name die Verbreitung der Äthernarkose im deutschen Sprachraum auf das engste verbunden ist.

Summary

The news about the discovery of the anaesthetic properties of ether swept rapidly from America to Europe. The first informations concerning this topic reached England in late fall of 1846 and after that came to France and especially Paris. The German physician Aloys Martin from Munich who was living in Paris at that time was largely responsible for conveying the news about these new findings in medical science to the German-speaking nations. Controversial discussions concerning the anaesthetic properties of ether developed among the members of various scientific circles right after the news from America had reached the city - and many members of the „Verein Deutscher Aerzte in Paris” (Association of German Physicians in Paris) took part in them, Martin then was one of the club's most active members and repeatedly reported on the new method as a correspondent for the widely read „Augsburger Allgemeine Zeitung”: Documents discovered recently at the archives of the „Leopoldinisch-Caroiinischen Akademie” of Halle provide an interesting insight into this association, whose members tried to find out more about the anaesthetic properties and side effects of ether carrying out a series of well appreciated self-experiments in the spring of 1847. The following text reports on the history of the „Verein Deutscher Aerzte in Paris” which has largely fallen into oblivion and emphasizes the importance of Aloys Martin whose name is strongly attached to the spread of the use of ether throughout the German-speaking countries.

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