Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 1998; 33(8): 475-483
DOI: 10.1055/s-2007-994794
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NMDA-Rezeptorantagonisten in der Schmerztherapie

NMDA Receptor Antagonists in Pain TherapyCarla Weber
  • Institut für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin Fakultät für Klinische Medizin Mannheim der Universität Heidelberg Klinikum der Stadt Mannheim
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Publication Date:
22 January 2008 (online)

Zusammenfassung

Die Beschreibung einer Vielzahl peripherer und zentraler modulierender Mechanismen in der Schmerzverarbeitung hat in den letzten Jahren zu einem erheblichen Wandel im Verständnis des Phänomens Schmerz geführt. Schmerzreize können zu komplexen neuroplastischen Veränderungen im reizverarbeitenden System führen, an denen verschiedene Rezeptor- und Transmittersysteme beteiligt sind. So scheinen N-Methyl-D-aspartat-(NMDA)-Rezeptor-vermittelte spinale Sensibilisierungsprozesse zu den pathophysiologischen Korrelaten von Symptomen wie Allodynie und sekundärer Hyperalgesie, insbesondere bei chronischen, neuropathischen Schmerzzuständen, zu gehören. Möglicherweise ist auch die häufig zu beobachtende reduzierte Ansprechbarkeit dieser Schmerzzustände auf Opioide und die Entwicklung einer Opioidtoleranz auf solche zentralen „wind-up”-Prozesse zurückzuführen. Es wird ein Überblick über die Ergebnisse aus vorwiegend tierexperimentellen Untersuchungen zu Mechanismen zentraler Schmerzmodulation und deren Beeinflussung durch NMDA-Rezeptorantagonisten gegeben. Die bisher gemachten Erfahrungen mit der Verwendung NMDA-Rezeptor-blockieren-der Substanzen in der Therapie chronischer Schmerzen werden dargestellt. Zwar schränkt das Auftreten von psychomimetischen Nebenwirkungen wie Verwirrtheit und Halluzinationen die breite klinische Anwendung, insbesondere von Präparaten wie Ketamin zur adjuvanten Schmerztherapie noch ein, doch die eindeutige Wirkung auf durch zentrale Sensibilisierungsprozesse hervorgerufene Schmerzanteile und die Verbesserung der Wirkung von Opioiden eröffnet neue therapeutische Perspektiven.

Summary

The treatment of patients suffering from chronic neuropathic pain remains a clinical challenge, particularly in cases where opioid therapy fails to provide sufficient pain relief. Spinal sensitization might be one cause for induction and maintenance of such states of pain, frequently accompanied by symptoms like allodynia, hyperalgesia and temporal summation of second pain. Experimental data concerning the role of NMDA-mediated processes in central sensitization and the effects of NMDA receptor antagonists in different models of neuropathic pain are reviewed. In clinical trials ketamine and other NMDA receptor blocking agents caused a significant reduction of hypersensitive states of pain, but nearly all authors described psychomimetic and other side effects. Aminoadamantanes like memantine and amantadine also have NMDA blocking properties and are widely used in the treatment of Parkinson's disease. Further clinical studies may reveal whether these substances will play a role as adjuncts in future pain treatment. Improving the efficacy of opioids by blocking NMDA receptor-mediated activity constitutes another clinically relevant concept for pain management. Numerous experiments have shown synergistic effects of NMDA antagonists and opioids in analgesia, while the development of opioid tolerance was prevented.

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