Hellmut Weese - Der Versuch einer Würdigung seiner Bedeutung für die deutschsprachige Anästhesie

Zusammenfassung

Auf der Gründungsveranstaltung der deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie im Jahre 1953 wurde neben den Chirurgen Hans Killian und Helmut Schmidt ein Pharmakologe zum Ehrenmitglied ernannt: Hellmut Weese. Sein Name ist vor allem bei jüngeren Kollegen weitgehend unbekannt und dies, obwohl unsere Fachgesellschaft ihm zu Ehren seit Jahren während der alljährlich stattfindenden Deutschen Anästhesiekongresse die sogenannte „Hellmut Weese Gedächtnisvorlesung” ausrichtet. Allgemein bekannt ist, daß mit seinem Namen die Einführung der intravenösen Evipannarkose Anfang der 30er Jahre verbunden ist, weniger hingegen seine umfangreiche Forschertätigkeit auf dem Gebiet der Schocktherapie, die in der Entwicklung einer Infusionslösung mit Expanderwirkung mündete: Periston. In Vergessenheit geraten sind hingegen seine pharmakologischen Untersuchungen auf dem Gebiet der Weckamine, ebenso seine langjährige Digitalis-Forschung, die er 1936 in einer vielbeachteten Monographie zusammengefaßt hat. Politisch unbelastet konnte Weese nach dem Krieg im Herbst 1945 seine Dozententätigkeit an der Kölner Universität wiederaufnehmen, ein Jahr später erhielt er einen Ruf als Ordinarius für Pharmakologie an die Medizinische Akademie in Düsseldorf. Mit Gleichgesinnten hat er dann dort mit Beginn des Wintersemesters 1948/49 Vorlesungen zur klinischen Anästhesiologie gehalten, Vorlesungen, die später von anderen Teilnehmern als die „schönste Form des Unterrichtes” bezeichnet worden sind. Zeitgleich wurde unter dem anglo-amerikanischen Einfluß der Nachkriegszeit der Ruf nach „Narkosespezialisten” im deutschen Sprachraum unüberhörbar. Weese, der bereits 1938 für seine bahnbrechenden Leistungen auf dem Gebiet der intravenösen Narkose auf dem Internationalen Narkosekongreß in New York als Ehrenmitglied der Gesellschaft ausgezeichnet worden war, erkannte schon frühzeitig den Mangel an Narkosespezialisten in Deutschland, zählte daher von Anbeginn an zu ihren vehementesten Befürwortern und hat durch seine Tätigkeit in einer Narkose-Kommission großen Anteil an der Gründung einer „Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Anästhesiologie”. Die Umbenennung der Arbeitsgemeinschaft in die Deutsche Gesellschaft für Anästhesie konnte Weese 1953 noch erleben, nicht mehr hingegen die Herausgabe des gemeinschaftlich mit Hans Killian verfaßten Lehrbuches „Die Narkose” im Jahr 1954. Im folgenden soll an Weese's Werdegang und an einige seiner herausragenden anästhesiebezogenen Beiträge erinnert werden.

Summary

In addition to the two surgeons Hans Killian and Helmut Schmidt the pharmacologist Hellmut Weese was elected honorary member of the German Association of Anaesthesiology at the organisation's founding congress in 1953. Especially the younger colleagues are quite unfamiliar with his name, although a „Hellmut Weese commemorative” lecture is annually held at our national association's gathering. While it is widely known that his name is intimately connected with the introduction of evipan anaesthesia during the early thirties, only few people know about his extensive research on the therapy of shock that lead to the development of the plasma-expanding substance „Periston”. Moreover, his pharmacological investigations on sympathomimetic amines and long-term studies on cardiac glycosides which he published in a well recognised monograph in 1936 have fallen into oblivion. Since he had not collaborated with Nazi regime he was able to start teaching at the University of Cologne again in the fall of 1945. One year later he became head of the department of Pharmacology at the Medical Academy of Diisseldorf. There he started - together with colleagues of similar ideas and opinions - holding lectures on clinical anaesthesia at the beginning of the winter term 1948/49. People who attended his lectures later claimed that these were the „best lesson ever”. At the same time the call for specialists for anaesthesiology that was commonly heard in Anglo-American countries could not be ignored in Germany any longer. Weese, who was already a honorare member of the International Anesthesia Research Society at the Association's congress in New York in 1938, realised the lack of trained physicians. Thus he fought enthusiastically for the idea of producing specialists and as a member of a committee for questions concerning anaesthesia played in important part in founding the „Deutsche Arbeitsgemeinschaft fur Anasthesiologie”. He lived to see the association's name being changed to „Deutsche Gesellschaft fur Anaesthesiologie” in 1953 but died before the textbook of anaesthesia (Die Narkose) he had written together with Hans Killian was published in 1954. The following text reports on Weese's medical career and on some of his most important contributions to the knowledge of anaesthesia.

Schlüsselwort:

Geschichte der Anästhesie

Key Word:

History of Anaesthesia