Zusammenfassung
Hintergrund: Zahnärztliche Turbinen produzieren unangenehme hochfrequente Geräusche, von denen
angenommen wird, dass sie das Gehör schädigen können. Daher gibt es immer
wieder Anzeigen bzw. Feststellungsverfahren wegen des Verdachts einer beruflichen
Lärmschwerhörigkeit (BK 2301).
Methode: Aus diesem Grunde wurden Lärmmessungen in drei Kölner Zahnarztpraxen und in sieben
Dentallaboren durchgeführt.
Ergebnisse: Für Zahnärzte und Zahnmedizinische Fachangestellte wurde festgestellt, dass heute
nicht die Turbine, sondern der Absauger die lauteste Schallquelle in der Praxis
darstellt. Die Tages-Lärmexpositionspegel für drei Zahnärzte lagen zwischen
70 und 77 dB(A) und somit deutlich unter der gehörgefährdenden Grenze von 85 dB(A).
Bei den Zahntechnikern wurden ortsbezogene Tages-Lärmexpositionspegel von ca.
68 dB(A) und personenbezogene Tages-Lärmexpositionspegel von ca. 76 dB(A)
gemessen. In Einzelfällen konnten zwar geringfügige Überschreitungen von 80 dB(A)
festgestellt werden. BK-relevante Werte wurden jedoch nicht erreicht. - Im Übrigen
ist zu berücksichtigen, dass die zahnärztlichen Turbinen in den letzten Jahrzehnten
deutlich leiser geworden sind und die Turbinenlaufzeit im Durchschnitt täglich
nur 30 Minuten beträgt.
Schlussfolgerung: Eine BK-Gefährdung (ab 85 dB(A)) gemäß der Berufskrankheitenverordnung ist für
den Regelfall beim Zahnarzt, bei der Zahnmedizinischen Fachangestellten und dem
Zahntechniker nicht gegeben.
Abstract
Background: Rotating instruments in dentistry are radiating an unpleasant high-frequency
noise, which was supposed to produce hearing loss by its loudness. Therefore frequently
notifications and recognizing procedures were initiated because of the suspicion
of occupational noise-induced hearing loss (German listing for occupational diseases
as given by decree: Number 2301). In recent years dentists, dental technicians
and dental assistants repeatedly had to be tested because of a suspicion for
noise-induced inner ear damage. Methods: Noise measurements were performed in 3 working places of dentists and 7 dental
laboratories. Results: In regard to dentists and dental assistants it was found that the aspirator,
not the rotating instruments, was the most intense source for noise in the office.
The averaged daily noise level was measured between 70 and 77 db(A) and was therefore
obviously below the inner ear damaging limit of 85 dB(A). For dental technicians
the on-site related averaged daily noise level was about 68 dB(A) and the
person related averaged daily noise level was about 76 dB(A). In some particular
cases 80 dB(A) were exceeded, but relevant levels for an occupational noise trauma
were not reached. It has to be taken into consideration that the rotating instruments
got a considerable noise reduction in the last decade. Additionally it has to
be taken into account for the calculation that the averaged running time of rotating
instruments is 30 minutes per day in the office. Therefore, a notification or
a recognizing procedure can regularly stand aside. Conclusion: An endangering by noise as given by the German occupational disease decree (more
than 85 db(A)) cannot usually be expected for the dentist, the dental assistant
and the dental technician.
Schlüsselwörter
beruflicher Lärm - Berufskrankheit - Hörschaden - Zahnarzt - Zahntechniker - zahnmedizinische
Fachangestellte - Turbinenbohrer
Key words
noise - occupational - hearing loss - noise-induced - dentistry - compensation claim
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Prof. Dr. T. Brusis
Institut für Begutachtung
Dürener Straße 199 - 203
50931 Köln
Email: Prof-Brusis@t-online.de