Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2008; 3(1): 1-20
DOI: 10.1055/s-2007-995582
Pädiatrische Orthopädie und Unfallchirurgie

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Frakturen der oberen Extremität beim Kind

Teil I: Schulter, Humerus und EllenbogengelenkA.-M.  Weinberg1 , E.  Fischerauer1 , C.  Castellani1
  • 1Abteilung Unfallverhütung und Prophylaxe, Kinderchirurgische Klinik, Graz
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Publication Date:
07 March 2008 (online)

Kindliche Frakturen unterscheiden sich durch die noch offene Wachstumsfuge erheblich in Frakturmorphologie, Therapiealgorithmus und Outcome von Frakturen im Erwachsenenalter. Entscheidende Rolle in der Therapie spielen das biologische Alter, welches mit der Reife der Fuge gleichzusetzen ist, und die Wachstumspotenz der Fuge. Im Gegensatz zum Erwachsenen spielen der Unfallmechanismus und die Anzahl der Fragmente lediglich eine untergeordnete Rolle. Kindliche Frakturtypen sind weitaus mehr von ihrer Lokalisation im Knochen als von ihrer Frakturmorphologie abhängig.

Von eminenter Bedeutung ist die Unterscheidung in intra- und extraartikuläre Frakturen. Bei allen intraartikulären Frakturen darf keine Spontankorrektur erwartet werden. Bei allen extraartikulären Frakturen - also den Schaftfrakturen - soll ein mögliches spontanes Korrekturpotenzial in die Therapieentscheidung einfließen. Hier stellt sich die Frage, bis zu welchem Grad eine Fraktur achsengerecht gestellt werden muss oder aber die vorhandene Achsenfehlstellung unter Einbeziehung der Spontankorrektur toleriert werden kann. Letzteres erspart dem Kind eine Reposition und ggf. sogar einen stationären Aufenthalt, da Repositionen im Kindesalter in der Regel in Allgemeinnarkose, seltener in Analgosedierung durchgeführt werden müssen.

Auch die Kindertraumatologie macht an der oberen Extremität einen Wandel von rein konservativer Behandlung zu vermehrten operativen Eingriffen durch. Dennoch muss sich jeder Arzt immer wieder erneut fragen, ob der angestrebte Aufwand gerechtfertigt ist, bzw., ob nicht mit weniger Aufwand das gleiche Ziel zu erreichen wäre, auch wenn dann das Remodeling einige Zeit braucht. Das Endergebnis muss im Fokus der Aufmerksamkeit stehen. Daher wurde auch die Frage der „Second Opinion”, welche gleichzusetzen ist mit der möglichen maximalen Spontankorrektur in Bezug zum Alter bei primär übersehenen bzw. unzureichend reponierten Frakturen, in die einzelnen Rubriken mitaufgenommen.

Natürlich muss das Ziel im Falle einer Reposition eine achsengerechte Stellung sein. Hier gibt es Toleranzbreiten, die im Allgemeinen unter der Kapazität des maximalen Remodeling liegen, da ein völliges Ausreizen der Korrekturgrenzen nach einem Repositionsversuch gegenüber den Eltern nicht vertreten werden kann.

In diesem ersten Beitrag wird die Behandlung der kindlichen Frakturen an der Schulter, dem Humerus und dem Ellenbogengelenk aufgezeigt. Die einzelnen Abschnitte umfassen jeweils die konservative und operative Therapie mit ihren Vor- und möglichen Nachteilen. Die notwendig spezielle frakturtypische Aufklärung ist mit den Eltern zu diskutieren und wurde in den einzelnen Abschnitten mitberücksichtigt.

Doz. Dr. Annelie-Martina Weinberg

Verantw. Oberärztin Kindertraumatologie, Leiterin der Abteilung Unfallverhütung und Prophylaxe
Kinderchirurgische Klinik

Auenbruggerplatz 34
8036 Graz

Phone: 0043-316-38581162

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