Abstract
Total sleep deprivation (TSD) exerts beneficial but only transient effects on mood
in approximately 60 % of the patients with a major depressive disorder (MDD). The
positive effect of TSD is generally reversed after the next night of sleep. A pilot
study of our group indicated that a consecutive one week phase advance of the sleep
phase stabilized mood in more than half of the patients who responded to TSD. However,
the majority of patients in our pilot study had been treated concomitantly with antidepressive
medication. To exclude a possible synergistic effect of simultaneous antidepressive
medication and the sleep-wake manipulation in the present study eleven medicated and
sixteen drug-free depressed patients were investigated. In two thirds of the patients
relapse into depression after successful TSD could be prevented. This effect seemed
to be independent of adjunct antidepressant pharmacotherapy. Ten of these patients
were studied polysomnographically prior to and during the treatment. Data analysis
revealed that during the advance of the sleep phase no prolonged partial sleep deprivation
took place. At the end of the study REM % had even increased and REM latency was still
short in spite of clinical improvement, thus contradicting the assumption that REM
sleep suppression is a necessary prerequisite for antidepressive therapy.
The results support the hypothesis of a "critical phase" in the morning hours during
which sleep can reinduce depressive mood and, vice versa, prevention of sleep during
this time may act antidepressively.
Zusammenfassung
Etwa zwei Drittel aller Patienten mit einer Major-Depression (MDD) sprechen auf eine
Behandlung mit Schlafentzug an. Der Effekt des Schlafentzugs ist jedoch in der Regel
nur kurzfristig und wird meist durch den darauffolgenden Nachtschlaf aufgehoben. In
einer Pilotstudie konnten wir zeigen, daß eine konsekutive Schlafphasenvorverlagerung
nach Schlafentzug bei der Hälfte der Patienten, die auf den Schlafentzug angesprochen
hatten, den Schlafentzugseffekt stabilisiert. In dieser ersten Studie waren die meisten
der Patienten jedoch simultan mit Antidepressiva während der chronobiologischen Manipulation
behandelt worden, so daß ein synergistischer Effekt zwischen der Schlaf-Wach-Manipülation
und der Antidepressivabehandldung nicht ausgeschlossen werden konnte. In einer weiteren
Studie wurden deshalb 27 Patienten mit demselben experimentellen Procedere untersucht,
wobei jedoch 16 Patienten während der Untersuchung medikamentenfrei waren. Zwei Drittel
der Patienten konnten durch die Schlafphasenvorverlagerung nach erfolgreichem Schlafentzug
stimmungsmäßig stabilisiert werden, und der therapeutische Effekt der Schlafphasenvorverlagerung
erwies sich als unabhängig von einer simultanen antidepressiven Behandlung. Zehn Patienten
in dieser Untersuchung wurden polysomnographisch vor und während der Behandlung im
Schlaflabor untersucht. Die Datenauswertung zeigte, daß es während der Vorverlagerung
der Schlafphase nicht zu einem prolongierten partiellen Schlafentzug kam. Gegen Ende
der Studie nahm der REM-Schlafanteil sogar zu, und die REM-Latenz war bei einigen
Patienten trotz deutlicher klinischer Besserung noch sehr kurz. Diese Ergebnisse sprechen
gegen die Annahme, daß die REM-Schlafsuppression eine notwendige Vorbedingung für
antidepressive Therapie ist.
Unsere Ergebnisse unterstützen die Hypothese einer ,,kritischen Phase" in den Morgenstunden,
während der Schlaf depressive Stimmung verstärken kann und vice versa, die Verhinderung
von Schlaf während dieser Zeit antidepressiv wirksam ist.