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DOI: 10.1055/s-2007-997072
Neue Gesichtspunkte bei der Hörgeräteanpassung*
New Aspects in Hearing Aid Fitting * Herrn Prof. Dr. H. H. Naumann zum 75. Geburtstag gewidmet.Publication History
Publication Date:
29 February 2008 (online)

Zusammenfassung
Verbesserte Untersuchungsmethoden zur Abklärung einer Schwerhörigkeit und enorme Fortschritte bei der Entwicklung digitaler und programmierbarer Hörgeräte crmöglichen die soziale Integration auch von hochgradig Schwerhörigen, da neben den Lautheitsverlusten auch Rekruitmenteffekte und Klangveränderung mit Hörgeräten ausgeglichen werden können. Voraussetzung ist allerdings, dass die Hörgeräteanpassung und -Überprüfung fachmännisch, ohne Zeitdruck und unter Einbeziehung der neuen Anpaßverfahren durchgeführt wird. Es werden die in unserer Klinik entwickelten neuen Verfahren zur Optimierung der Hörgeräteanpassung erläutert. Bereits vor der Anpassung sollte man sich darüber im klaren sein, welche Ohrpaßstücke mit welchen Modifikationen angefertigt werden sollen. An einer großen Anzahl Patienten konnte nachgewiesen werden, dass die Zusatzbohrung der Otoplastik und der Einbau von Bakke- oder Libbyhom nicht nur die subjektive Akzeptanz des Hörgerätes in erheblichem Maß steigern, sondern auch die Spracherkennung insbesondere im Störgeräusch signifikant verbessern. Die Hörgerätevorauswahl und -feinanpassung beruht auf der Frequenzcharakteristik, wobei sich die Frequenzgänge von auszuwählendem Hörgerät und Tönschwellenaudiogramm in ihrer Grundform spiegelbildlich entsprechen, während die Betriebsverstärkung nicht direkt dem Tönschwellenaudiogramm entnommen werden kann. Im Gegensatz zu der POGO- und NAL-Methode empfehlen wir eine größere Betriebsverstärkung, insbesondere im höheren Frequenzbereich. Als Methode der Wahl für die Frequenzfeinanpassung gilt heute die In-situ-Messung mit Sondenmikrophon, die eine genaue Abschätzung des Übertragungsverhaltens eines Hörgerätes erlaubt, und man hiermit auch unvorhersehbare Resonanzeffekte im Gehörgang erkennen kann. Dies ist besonders wichtig bei der Hörgeräteüberprüfung von Kindern, bei denen wir ein deutlich verändertes Resonanzmaximum feststellen konnten. Für die sprachbezogene Feinanpassung im Störgeräusch ist es erforderlich, dass verschiedene Geräusche verwendet werden. Wir konnten feststellen, dass die Maskierungseffekte bei Verwendung des gleichförmigen Sprachrauschens, des Wortgewirrs nach Döring und des Fastl-Rauschens sehr unterschiedlich waren. Für die Hörgerätefeinanpassung ist auch die Berücksichtigung des Dynamikverhaltens unerläßlich. An Vergleichsmessungen konnten wir zeigen, dass die Bestimmung der Unbehaglichkeitsschwelle für Sprache für die Hörgerätefeinanpassung, insbesondere bei Verwendung der neuen mehr-kanaligen Geräte, bei weitem nicht ausreichend ist. Die Un-behaglichkeitsschwellen für Schmalbandrauschimpulse und Sinustöne sind frequenzabhängig und liegen deutlich niedriger als die U-Schwelle von Einsilbern. Auch für die Einstellung der PC und AGC hat sich die In-situ-Messung bewährt, da die Kenndaten in den Datenblättern der Hörgeräte-Herstellerfirma, am 2 cm3-Kuppler gemessen, große Unterschiede erkennen ließen. Nach wie vor hat sich die Rauschimpulsaudio-metrie für die Ermittlung der Zone des angenehmen Hörens bewährt. Bei schwieriger Hörgeräteanpassung sollte auch das Zeitauflösungsvermögen mit berücksichtigt werden. An einem großen Patientengut konnten wir nachweisen, dass sich das Zeitauflösungsvermögen durch die Hörgeräteanpassung sowohl verschlechtern wie auch verbessern kann und abhängig ist von der Auswahl des Hörgerätes. Eine Verbesserung des Zeitauflösungsvermögens bei Verwendung eines geeigneten Hörgerätes geht mit einer gesteigerten subjektiven Akzeptanz und in der Regel mit einer verbesserten Spracherkennung bei Störgeräusch einher.
Summary
Improved methods to diagnose a hearing loss and the enormous progress in the development of digital and programmable hearing aids have been helpful in promoting the social integration of patients, even of those affected by a profound deafness. Besides the hearing loss, recruitment effects and alteration of sound can also be compensated by the new hearing aids. However, one precondition is that the hearing aid fitting is carried out professionally, with plenty of time, and including the new hearing aid fitting methods. The new techniques developed in our hospital to optimize hearing aid fitting are pointed out. Fitting should start by considering what kind of ear mould and what kind of different modifications are to be taken. In a great number of patients we were able to verify that venting combined with the insertion of a Bakke- or Libby-horn increases not only the subjective acceptance of the hearing aid, but also significantly improves speech discrimination, particularly under background noise. The pre-selection of the hearing device and precise adjustment are based on the hearing loss in different frequencies, involving the principle that the frequency response of the hearing aid and the audiogram mirror each other accordingly, whereas the gain of the hearing aid can not be recognised exactly from the audiogram. In contrast to the POGO- and the NAL-method, we recommend a greater amplification, especially in the higher ränge of frequency. Today, the in-situ-measurement with a probe microphone is considered to be the method of choice for accurate frequency adjustment. This in-situ-measurement allows an exact determination of the frequency response of a hearing aid and enables to perceive unpredictable resonance effects in the external ear canal. This is of particular importance when checking the hearing devices of children who have a significantly altered external ear resonance. When evaluating the speech discrimination in the presence of background noise, it is necessary to use different noises. We could determine that the masking effects were very different, when speech-noise, Döring noise and Fastl noise were used. For the accurate adjustment of hearing devices, we also have to take into account the dynamic ränge. Comparative measurements show that the determination of the uncomfortable loudness level with monosyllables is absolutely insufficient, particularly when new multichannel hearing aids are fitted. The uncomfortable loudness level for narrow band noise and sinus tones is frequency-dependent and differ from the UCL of monosyllables. Likewise, for adjusting the PC and AGC, the in-situ-measurement has turned out to be reliable, because the hearing aid characteristics in the protocols of the hearing aid companies show big differences, because they are measured with a 2 cm3-coupler. As before, the reliability of the otometry to verify the ränge of comfortable hearing has been established. In case the adjustment of a hearing aid is especially difficult, the temporal resolution should be taken into account. We were able to verify in a great number of patients that the temporal resolution of the hearing can improve or deteriorate by fitting a hearing aid. If a suitable hearing aid is used, an improvement in the temporal resolution capacity proceeds with an increased subjective acceptance of the hearing aid and, usually, with an improved speech discrimination under background noise.
Schlüsselwörter
Hörgeräteanpassung - In-situ-Messung - Ohrpaßstückmodifikationen - Zeitauflösungsvermogen
Key words
Hearing aid fitting - In-situ-measurement - Ear mould modification - Temporal resolution