Zusammenfassung
. Hintergrund: Nicht selten sind Oropharynxkarzinome im Bereich des weichen Gaumens lokalisiert.
Die notwendige Resektion führt zu unterschiedlich ausgeprägten Störungen der nasopharyngealen
Verschlußmechanismen. Deshalb ist für die Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Lebensqualität
eine funktionell wirksame Rekonstruktion anzustreben. Material und Methode: In vier Jahren wurden 15 Patienten wegen eines histologisch gesicherten Plattenepithelkarzinoms
im Bereich des weichen Gaumens operiert und rekonstruiert. Es erfolgten neun halbseitige
und sechs komplette Gaumenresektionen, die in sechs Fällen mit der Entfernung weiterer
Nachbarstrukturen kombiniert waren. Für die Rekonstruktion der Teildefekte wurden
vorrangig neurovaskuläre infrahyoidale Muskelfaszienlappen, für den Aufbau des kompletten
weichen Gaumens fasziokutane Transplantate eingesetzt. Die postoperative Funktionsfähigkeit
des neuen velopharyngealen Sphinkters wurde mit einer Schluckanamnese, kinematographisch,
perfusionsmanometrisch und durch Registrierung der Nährsonden- und Kanülendauer kontrolliert.
Ergebnisse: Kinematographisch ließ sich nachweisen, dass mit den beschriebenen Rekonstruktionen
ein normales Bolushaltevermögen in der Mundhöhle (n = 15) und eine gute Motilität
des neuen Gaumens (n = 15) ohne nasale Regurgitation (n = 15) gewährleistet wird.
Die rekonstruktionsbedingte Dynamik des neuen Velums wurde auch durch die perfusionsmanometrischen
Ergebnisse belegt. So können durch die Passivbewegungen des neuen weichen Gaumens
(ausgelöst durch die Zungenschubkraft) etwa 60% des Normaldrucks hinter dem Gaumen
aufgebaut und ein nach kaudal gerichtetes Druckgefälle erhalten werden. Diese Funktionalität
ermöglichte die Entfernung der Nährsonde nach durchschnittlich 29 Tagen und der Trachealkanüle
nach 34 Tagen. Zum Kontrollzeitpunkt lebten 87% der Patienten tumorfrei mit einem
mittleren Beobachtungszeitraum von 24 (4-47) Monaten. Schlußfolgerungen: Resektionen einer Gaumenhälfte oder darüber hinausgehende Defekte bedürfen wegen
des insuffizienten velopharyngealen Verschlusses einer plastischen Rekonstruktion.
Halbseitige Gaumendefekte lassen sich funktionell sehr gut mit infrahyoidalen Muskelfaszienlappen
rekonstruieren. Für komplette Gaumendefekte ist ein dauerhaft flexibles Gewebe erforderlich,
welches passiv durch die Zungenschubkraft den Nasenrachen abschließt. Diese Voraussetzungen
sind besonders bei Unterarmtransplantaten gegeben.
Summary
Background: Resection of the soft palate in tumor surgery can lead to significant swallowing
disorders. Therefore rehabilitation needs a functional reconstruction of the remaining
defects. Materials and methods: In four years, nine patients received a partial removal, and six patients a total
removal of the soft palate including adjacent parts of the Oropharynx in six cases
due to oropharyngeal Carcinoma. Partial defects were reconstructed with a neurovascularized
infrahyoidal muscle flap, total defects with fasciocuta-neous flaps of the lateral
arm, radial forearm or scapula region. The function of the new palate was evaluated
by interview, cinematography, and pressure measurements of the pharynx. Results: These investigations demonstrated proper swallowing without aspiration or regurgitation
in all cases. Values of 60% of normal pressure behind the palate have been achieved
after palate reconstruction with a pressure slope directed into the hypopharynx. Decannulation
was possible on average 34 days postoperatively, removal of the feeding tube on average
29 days postoperatively. Now 87% of our patients are free of tumor after a mean Observation
time of 24 months. In light of the fact that two-thirds of all patients suffered from
advanced Carcinoma, results can be considered as good. This study shows good functional
and oncologic results after tissue reconstruction of the soft palate.
Schlüsselwörter
Gaumenrekonstruktion - Oropharynxkarzinom - Unterarmtransplantat - Neurovaskulärer
infrahyoidaler Muskelfaszienlappen
Key words
Reconstruction of the soft palate - Oropharyngeal Carcinoma - Radial forearm flap
- Neurovascularized infrahyoidal muscle flap