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DOI: 10.1055/s-2007-998416
Einfluß binauraler Schalleitungsstörung auf die Reifung akustisch evozierter Potentiale (HSP, MLR) beim Meerschweinchen*,**
Effects of Binaural Conductive Hearing Loss on the Maturation of Acoustically Evoked Potentials (ABR, MLR) in Guinea Pigs * 1 Dem ehemaligen Direktor der HNO-Universitätsklinik Köln, Herrn Prof. emer. Dr. L. B. Seiferth zum 90. Geburtstag gewidmet.** Mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).Publication History
Publication Date:
29 February 2008 (online)
Zusammenfassung
Während der frühen Entwicklung des kindlichen Gehörs können Schalleitungsstörungen, wie sie häufig bei otitis media auftreten, möglicherweise die Reifung der Hörbahn beeinflussen. Aus diesem Grunde wurde in den vorgestellten Untersuchungen der Einfluß einer binauralen Schalleitungsstörung auf die akustisch evozierten Potentiale bei neugeborenen Meerschweinchen untersucht. Dabei wurden die äußeren Gehörgänge vom ersten Lebenstag an über einen Zeitraum von 4 Wochen mit Kunststoff verschlossen. Während und nach dieser partiellen Deprivation wurde die Entwicklung Click-evozierter Hirnstammpotentiale (HSP) und Potentiale mittlerer Latenz (MLR) im Vergleich zu einem unbehandelten Kollektiv untersucht. Dieser Deprivationstyp war durch eine breitbandige Schwellenerhöhung von etwa 40 dB charakterisiert. - Bei jungen deprivierten Meerschweinchen zeigten die absoluten Latenzen (PIII, PV) und Inter-Peak-Latenzen (IPL I/III, IPL III/V) der HSP eine signifikante Verzögerung mit einem Maximum zwischen dem 13. und 19. Lebenstag, die innerhalb von 10 Tagen nach Beendigung der Deprivation verschwand (Abb. 3, 4). Eine signifikante Reifungsverzögerung der Latenzen der MLR war ebenfalls zu beobachten, die jedoch erst ab der dritten Lebenswoche sichtbar war und im Gegensatz zu denen der HSP erst nach etwa 4 bis 6 Wochen post deprivationem den normalen Reifungszustand erreichten (Abb. 5). - Die Resultate unterstreichen die Möglichkeit einer Beeinflussung der Hörbahnreifung durch Schalleitungsstörung, indem die Entwicklung akustisch evozierter Potentiale in der sensiblen Phase nach der Geburt verzögert ist. Eine partielle Deprivation durch häufig auftretende Otitis media könnte daher die Reifung des Gehörs und die damit verbundene Sprachwahrnehmung und -entwicklung bei Kindern beeinflussen.
Summary
During the early development of the acoustic system a conductive hearing loss may alter the maturation of acoustically evoked potentials and affect the development of hearing. - The present experiments were carried out in newborn guinea pigs with binaural conductive hearing loss. The external ear canals were plugged over a period of one month from the first day postpartum. During and after deprivation click-evoked Auditory Brainstem Responses (ABR) and Middle Latency Responses (MLR) were collected to analyze changes in the maturation of these potentials in comparison to untreated animals. This type of deprivation is characterized by threshold elevations of about 40 dB over a wide frequency range. - In young deprived animals, ABR Latencies (PIII, PV) and interpeak latencies exhibited a significant delay with a maximum between day 13 and 19, which disappeared within 10 days after the end of the treatment (Figs. 3, 4). MLR latencies were also significantly affected after three to four weeks of the deprivation phase (Fig. 5). In contrast to the ABR, the recovery of the latencies was completed within four to six weeks. - These results therefore indicate that a conductive hearing loss may alter the maturation of the acoustically evoked responses in the sensitive phase after birth. This type of partial deprivation may affect the development of hearing and speech perception in children with chronically occurring otitis media.