Laryngorhinootologie 1989; 68(12): 683-689
DOI: 10.1055/s-2007-998430
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Stellenwert der ultraschallgesteuerten Feinnadelbiopsie in der Diagnostik unklarer Halstumoren*

Significance of Ultrasound-Guided Fine-Needle Aspiration Biopsy in Diagnosis of Head and Neck TumoursI. Knapp1 , W. Mann2 , W. Wachter1
  • 1Universitäts-Hals-Nasen-Ohren-Klinik Freiburg i. Br. (Direktor: Professor Dr. C. Beck)
  • 2Universitäts-Hals-Nasen-Ohren-Klinik Mainz (Direktor: Professor Dr. W. Mann)
* Auszugsweise vorgetragen auf der 12. gemeinsamen Tagung der deutschsprachigen Gesellschaften für Ultraschall in der Medizin 9.-12.10.1988 in Lugano
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Publication Date:
29 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Eine im Zeitraum von Oktober 1985 bis Juli 1988 an der Hals-Nasen-Ohren-Klinik Freiburg durchgeführte Studie an über 100 Patienten mit unklaren Halsweichteilprozessen hat gezeigt, dass die ultraschallgesteuerte Feinnadelpunktion auch am Hals eine für den Patienten gering belastende Methode von hoher diagnostischer Treffsicherheit ist, die klare Vorteile gegenüber der palpationsgesteuerten Punktion bietet. - Bei dem ultraschallgesteuerten Punktionsvorgang wurde zunächst Material für eine zytologische, ggf. auch bakteriologische Untersuchung entnommen, woraufhin in der Regel eine Schneidbiopsie zur Gewinnung von histologischem Material folgte. - Durch die kombinierte Anwendung von Aspirationszytologie und Feinnadelschneidbiopsie konnte in 91,5% eine korrekte Dignitäts- und in 73,6% eine korrekte Artdiagnose gestellt werden. Eine falsche Dignitäts- und Artdiagnose wurde in 2 von 106 Fällen gestellt, davon war eine falsch negative Dignitätsdiagnose. Auf eine Feinnadelschneidbiopsie kann bei klinischem Verdacht auf Halszyste, Halsabszessen und unspezifischen Lymphadenitiden verzichtet werden, vorausgesetzt, die klinische Verdachtsdiagnose und das zytologische Punktionsergebnis sowie der weitere Verlauf stimmen überein. - Als Komplikation traten bei 106 Patienten einmal ein Punktionshämatom und einmal eine fistelnde Entzündung aus dem Stichkanal auf. - Gegenüber der palpationsgeführten Blindpunktion bietet die Methode den Vorteil, tiefgelegene, palpatorisch schlecht oder gar nicht erfaßbare Prozesse zielsicher und ohne nennenswertes Risiko zu punktieren. Die ultraschallgesteuerte Feinnadelpunktion ist aufgrund unserer Erfahrungen eine wertvolle Hilfe bei der Diagnose unklarer Halsweichteilprozesse, insbesondere in den Fällen, in denen von vorneherein eine klare Operationsindikation nicht besteht und durch die Punktion ein operativer Eingriff überflüssig oder besser geplant werden kann.

Summary

From October 1985 to July 1988 we performed a study to examine 106 patients with head and neck tumours, by using ultrasound as a guiding system for fine-needle aspiration biopsy. It could be shown that this method has a high diagnostic significance at the neck with a low rate of risks. - In a first step puncture was effected to obtain material for cytology, if necessary also for a bacterological examination. Normally, in a second step a fine-needle cutting biopsy was done to obtain histological material. The combined use of aspiration and cutting needle biopsy achieved correct tumour status in 91.5%, whereas in 73.6% the correct type of lesion was diagnosed. A false status assessment and errors in identifying the lesions occurred in 2 of 106 cases; there of was one false negative status assessment. - In cases of benign neck cysts, neck abcesses and non-specific lymphadenopathy, a cutting neck biopsy is not required, provided the clinical diagnosis is in accordance with the result of aspiration cytology and the further clinical progress. - The advantage of the ultrasound-guided puncture compared with palpation-guided puncture is the certainty of locating the region of interest even in deep lesions without an appreciable risk of complications. - In our opinion, ultrasound-guided fine needle aspiration biopsy is indicated in all cases of unclear head and neck tumours which could be treated conservatively if the result of the puncture is non-malignant.

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