Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 1993; 28(1): 23-29
DOI: 10.1055/s-2007-998870
Originalien

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Pneumonieprophylaxe durch endotracheale Tobramycin-Mikroverneblung

Prophylaxis of Pneumonia by Endotracheal Micronebulisation of TobramycinJ. Rathgeber, S. Zielmann, C. Panzer, H. Burchardi
  • Zentrum Anaesthesiologie, Rettungs- und Intensivmedizin (Geschäftsführender Direktor: Prof. Dr. D. Kettler),Georg-August-Universität Göttingen
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Publication Date:
22 January 2008 (online)

Zusammenfassung

Bei 69 beatmeten Patienten wurde die klinische, mikrobiologische und pharmakologische Wirksamkeit der intratrachealen Verneblung von Tobramycin gegen eine Kontrollgruppe untersucht. In der Therapiegruppe waren die Trachealabstriche häufiger steril (52 % vs. 25 %), für die ersten 4 Beatmungstage waren die Unterschiede signifikant; eine trachealbronchiale Kolonisation mit Pseudomonas aeruginosa war vom 4. bis zum 14. Intubationstag signifikant seltener nachweisbar. Innerhalb der ersten 8 Intubationstage zeigte sich in der Kontrollgruppe eine signifikante Zunahme gram-negativer Keime bei gleichzeitiger Abnahme gram-positiver Spezies. Zeichen der Pneumonie wurden zwar im Beobachtungszeitraum mit 17,5 % in der Therapiegruppe gegenüber 42 % in der Kontrollgruppe seltener diagnostiziert, signifikante Unterschiede ließen sich aufgrund der niedrigen Fallzahlen jedoch nicht ermitteln. Systemische Antibiotika wurden in der Kontrollgruppe vermehrt verabreicht. Die Kombination mit einem Aminoglykosid war aufgrund des vorherrschenden gram-negativen Keimspektrums signifikant häufiger. Eine Zunahme der Besiedlung des oberen Bronchialtraktes mit Sproßpilzen wurde nicht beobachtet. Obwohl der vermehrte Nachweis insbesondere von Staphylococcus epidermidis in der Therapiegruppe nicht signifikant war, sollte die Entwicklung des allgemeinen Erregerspektrums sowie von Resistenzen wie bei jeder prophylaktischen und therapeutischen Antibiotikagabe aufmerksam verfolgt werden. Die Applikation von Tobramycin als Aerosol wurde gut vertragen, allergische Reaktionen sowie Anstiege der Beatmungsdrücke oder Bronchospastik traten nicht auf. Die systemische Verfügbarkeit von Tobramycin lag bei allen Patienten unterhalb der Nachweisgrenze.

Summary

In 69 artificially ventilated patients the clinical, bacteriological and pharmacological effects of endotracheally administered tobramycin were studied in comparison to a control group. In the therapy group, 52 % of all specimens were sterile, in the control group only 25 %. During the first 4 days these changes were significant (p < 0.05). In the therapy group the endotracheal colonisation with ps. aeruginosa was significantly lower between the 4th and 14th day (p < 0.05). The incidence of secondary pneumonia was reduced from 42 % to 17.5 % (not significant). Systemic administration of antibiotics, e.g of aminoglycosides, was significantly more often necessary in the control group. No increasing of growth of fungi in the upper respiratory tract was observed, but these was a non-significantfy higher incidence mainly of staph, epidermidis. The application of 80 mg tobramycin four times a day as an aerosol was well tolerated by the patients. Under there conditions, tobramycin could not be measured in the serum. No allergic reactions, increased respiratory pressures or bronchoconstrictions were observed.