Fortschr Neurol Psychiatr 1992; 60(1): 17-27
DOI: 10.1055/s-2007-999121
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Noopsychische Veränderungen und psychopathologische Auffälligkeiten bei HIV-1 Patienten unterschiedlicher Risikogruppen

Neuropsychological Assessment and Psychopathological Status in HIV-1 Patients of Different Risk GroupsG.  Pakesch1 , D.  Pfersmann1 , N.  Loimer1 , J.  Grünberger1 , L.  Linzmayer1 , Silvia  Mayerhofer2
  • 1Universitatsklinik für Psychiatrie Wien
  • 2Universitäts Hautklinik Wien
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Publication Date:
10 January 2008 (online)

Abstract

Reports on neuropsychological assessment and psychopathological symptoms in HIV-1 patients are rather different. The aim of the study was to assess frequency and extent of noopsychic changes and psychopathological symptoms in HIV-1 patients of different risk groups. Of the 77 patients being included in the study 35 patients belonged to risk group 1,42 to risk group 2. The patient groups were compared to a controlgroup of healthy volunteers (n = 50) and to a controlgroup of HIV-negative i. v. drugaddicts (n = 31). The psychometric test battery included Raven and MWT Test, Benton Test, numerical memory Test, ARG Test. Personality variables were assessed by MMPI, Psychopathology by AMDP-System, Hamilton Depression Scale, Wellbeing Scale (von Zerssen), STAI 1 and 2 and BPRS. Patients of risk group 1 showed significantly less impairment of noopsychic performance than patients of risk group 2. Risk group 1 showed only in the Benton Test significant impairment compared to healthy volunteers while risk group 2 in most of the tests was impaired. Risk group 2 did not show impairment compared to the controlgroup of seronegative drug users. Depressive syndroms mainly in risk group 2 showed a significant influence on the noopsychic performance.

Zusammenfassung

In der bisherigen Literatur gibt es über das Ausmaß und über die Häufigkeit psychiatrischer Symptomatik, insbesondere der kognitiven Leistungsverminderung bei HIV-1 Patienten, unterschiedliche Berichte. Ziel dieser Studie war es daher, Häufigkeit und Ausmaß noopsychischer Veränderungen sowie psychopathologischer Auffälligkeiten bei HIV-Patienten aus den Risikogruppen Homosexueller und intravenös Drogenabhängiger zu erfassen. In die Studie wurden 77 HIV-Patienten eingeschlossen. 35 Patienten gehörten zur Risikogruppe 1, 42 zur Risikogruppe 2. Durchschnittsalter war 33 Jahre. Patienten aus der Risikogruppe 2 erhielten psychotrope Medikamente und nahmen teilweise an einem Methadon-Programm teil. Die Patienten der Risikogruppe 1 erhielten keine psychotrope Medikation. Die Ergebnisse wurden mit einer Gruppe gesunder Probanden (n = 50) und mit einer Kontrollgruppe HIV-negativer Drogenabhängiger, die auch an einem Methadon-Programm teilnahmen, verglichen. Depressive Symptomatik wurde durch die Hamilton-Skala und die Befindlichkeits-Skala nach von Zerssen, psychopathologische Auffälligkeit mittels BPRS und AMDP erfaßt. Die neuropsychologischen Test-untersuchungen beinhalteten Intelligenztest nach Raven und MWT, die Erfassung der visuellen Merkfähigkeit erfolgte durch den Benton-Test, der Merkfähigkeit durch den Zahlen- Gedächtnis-Test, der Aufmerksamkeit und der Konzentrationsleistung durch ARG, die Persönlichkeit wurde durch MMPI und Ängstlichkeit durch STAl 1und 2 erfaßt. Die Ergebnisse zeigten, daß die Patienten der Risikogruppe 1 gegenüber den Patienten der Risikogruppe 2 ein wesentlich geringeres Ausmaß noopsychischer Leistungsverminderung aufwiesen. Während die Risikogruppe 1 nur in der Variable Benton-Fehler eine signiflkant schlechtere Leistung bot, unterschied sich die Risikogruppe 2 in der überwiegenden Zahl der Parameter signifikant von der Gruppe gesunder Probanden. Auffallend war aber, daß die Risikogruppe 2 keine signifikanten Unterschiede gegenüber einer HIV-negativen Kontrollgruppe Drogenabhängiger zeigte. Weiters konnte eine Korrelation zwischen depressiver Symptomatik und der Verminderung der kognitiven Leistungsfähigkeit gefunden werden. Die Häufigkeit und das Ausmaß der Verminderung noopsychischer Leistungen bei HIV-Patienten zeigt sich in unserer Studie bei der Risikogruppe 1 geringer als bisher berichtet und in der Risikogruppe 2 nicht unterschiedlich gegenüber HIV-negativen Drogenabhängigen.

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