B&G Bewegungstherapie und Gesundheitssport 2008; 24(3): 91
DOI: 10.1055/s-2008-1004802
Editorial

© Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

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A. Baldaus
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Publication Date:
13 June 2008 (online)

Liebe Leserin, lieber Leser,

1983 wurde in Deutschland bei Patienten mit Herzinfarkt und Mammakarzinom noch häufig strenge Bettruhe verordnet. Als sich der „Deutsche Sporttherapeutenbund” an der Deutschen Sporthochschule in Köln gründete, verursachte diese Bettruheverordnung einerseits bei den Bewegungsfachberuflern ein mildes Lächeln, andererseits sahen sich eben diese mit Vorwürfen wie „Sie bringen Menschen mit Bewegung um!” konfrontiert. Sportlehrer und angehende Sporttherapeuten wurden als „Bewegungsfuzzis” bezeichnet, die maximal für die nachmittägliche Tischtennisgruppe mit Patienten in der Klinik vorgesehen waren.

„Pädagogik bezahlen wir nicht!” - So lautete die Standardantwort der damaligen Kostenträgervertreter. Denn die ersten Gründer des DVGS waren nicht nur so vermessen, Bewegung sowie Sport und Spiel als Instrumente der Prävention und Rehabilitation etablieren zu wollen. Das Ganze sollte auch noch verknüpft werden mit pädagogischen Bilderbuchprinzipien zur Erlangung motorischer, aber auch kognitiv-affektiver Lernziele.

Früher hieß das „Lernen mit Herz, Hand und Verstand”. Heute heißt das ICF-Orientierung oder bio-psycho-sozialer Ansatz. Die „Bewegungsfuzzis” sind abrechnungs- und salonfähig geworden, sowohl in Prävention, ambulanter und stationärer Rehabiliation und im Rehabilitationssport. Pädagogik wird als „Patientenschulung” und „Edukation” sowie „Motivation” bereits in den Versorgungsverträgen des Gesundheitswesens gefordert. Und: Ärzte, Krankengymnasten und Masseure streben nach den Inhalten der Sport- und Bewegungstherapie. Darüber hinaus gibt es sportmedizinische und journalistische Unterstützung zum Thema „Heilkraft der Bewegung”.

25 Jahre nach Gründung des DVGS wird bei fetter werdenden Mitbürgern und schlappen Kindern, hohen Arbeitsausfalldaten und klaffender Schere von Ausgaben und Einnahmen im Gesundheitswesen der gesundheitliche Wert von Bewegung erkannt. Wo Bewegungsmangelkrankheiten gesundheits- und sozialpolitische Probleme begründen, da kann Bewegung auch helfen. Und das weitestgehend ohne Nebenwirkungen. Bewegung ist zu einer Gesundheitsressource geworden. Dazu trägt sicherlich bei, dass die Sport- und Bewegungstherapie von Anfang an getragen wurde von engagierten Sport- und Bewegungswissenschaftlern der Hochschulinstitute. So sind heute ICF-orientierte Bewegungsprogramme des DVGS epidemiologisch begründet und evidenzbasiert.

Gern laden wir Sie, liebe Leserin und lieber Leser, ein, mit uns eine Retro-, aber auch eine Prospektive zum Thema „Gesundheitssport und Sporttherapie” zu betrachten. Wie war das damals? Wie ist es heute? Wir wird es in weiteren 25 Jahren aussehen? Das sind Fragen, die wir beantworten wollen bei unserer Jubiläumsveranstaltung am 19. und 20. September 2008 an der Deutschen Sporthochschule Köln zum Thema:

Gesundheitsressource Bewegung (s. 128 f.).

Das Programm zur Tagung finden Sie in diesem Heft, auf der DVGS-Homepage sowie als Broschüre, die Sie gern in unserer Geschäftsstelle anfordern können.

Wir freuen uns, viele alte und junge Sport- und Bewegungstherapeuten in Köln zu treffen. Freuen Sie sich auf viel Information - verbunden mit dem Humor der Kölner.

Herzlichst

Ihre Angelika Baldus
Geschäftsführerin DVGS

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