Geburtshilfe Frauenheilkd 1988; 48(10): 724-730
DOI: 10.1055/s-2008-1026617
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Veränderungen des Urinproteinmusters in der SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese (SDS-Page) bei normalen und hypertensiven Schwangerschaften1, 2

Changes of the Urinary Protein Pattern in the SDS-Polyacrylamide Gel Electrophoresis (SDS-PAGE) in Normal and Hypertensive PregnanciesW. Rath1 , T. Neßelhut1 , G. Grospietsch2 , H. Stadler3 , M. H. Weber4 , V. Otto1 , W. Kuhn1
  • 1Universitäts-Frauenklinik Göttingen (Direktor: Prof. Dr. med. W. Kuhn)
  • 2Städtisches Klinikum, Frauenklinik Braunschweig (Chefarzt: Prof. Dr. G. Grospietsch)
  • 3Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie (Geschäftsführender Direktor: Prof. Dr. O. Creutzfeldt)
  • 4Zentrum Innere Medizin Universität Göttingen, Abteilung Nephrologie (Vorstand: Prof. Dr. med. F. Scheler)
1 Die in dieser Arbeit vorgelegten Untersuchungsergebnisse sind Bestandteile einer noch nicht eingereichten Inaugural-Dissertation von V. Otto 2 gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (9321594)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
17. Juni 2008 (online)

Zusammenfassung

Das Proteinbandenmuster im Urin wurde nach spezieller Probenaufarbeitung mittels einer modifizierten SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese (SDS-Page) untersucht bei 46 gesunden männlichen und weiblichen Probanden, bei 64 Patientinnen mit komplikationslosem und bei 88 Frauen mit hypertensivem Schwangerschaftsverlauf. Dabei zeigten sich keine Unterschiede im Proteinbandenmuster zwischen den Probanden unabhängig von Alter und Geschlecht und den schwangeren Patientinnen. Die Zahl der Proteinbanden veränderte sich im Verlauf der Gravidität und post partum nicht.

Auffällig in beiden Gruppen war eine intensiv angefärbte, unscharf begrenzte Proteinbande mit einem apparenten Molekulargewicht von 105 kD. Bei 71 von 88 hypertensiven Schwangeren fanden wir eine drastische Abschwächung oder das Fehlen der Proteinbande 105 kD. Verlaufsuntersuchungen bei 30 dieser Schwangeren zeigten, daß das Fehlen der Bande 105 kD in 24 Fällen in enger zeitlicher Korrelation und bei 6 Frauen bereits vor klinischer Manifestation der Erkrankung nachweisbar war. Keine Unterschiede im Proteinbandenmuster wurden zwischen 11 Patientinnen mit präexistenten Nieren- oder Hochdruckerkrankungen und den anderen hypertensiven Schwangeren ohne belastende Anamnese beobachtet. Bei 49 von 52 Patientinnen mit Schwangerschaftshypertonie war die Bande 105 kD 2-14 Tage post partum wieder nachweisbar. Mittels Silberfärbung und Western Blot wurde die Proteinbande bei 105 kD als Tamm-Horsfall-Protein identifiziert. Unsere Untersuchungen deuten auf eine transitorische tubuläre Nierenfunktionsstörung bei der Schwangerschaftshypertonie hin und unterstützen die Hypothese einer immunologischen Genese der Erkrankung.

Abstract

The urinary protein pattern was determined in 46 healthy male and female subjects, 64 patients with an uncomplicated course of pregnancy and 88 hypertensive pregnant women by use of a special urine preparation and a modified SDS-polyacrylamide gel electrophoresis (SDS-PAGE).

There were no differences in the protein electrophoresis pattern between the control subjects, independent of sex and age, and the pregnant women. The number of protein bands did not change in the course of pregnancy and in the post partum period. In both groups, an intensively stained protein band with an apparent molecular weight of 105 kD was detected. In 71 of the 88 hypertensive pregnant women we found a marked reduction in intensity or complete disappearance of the 105 kD protein band. Follow-up analysis in 30 of these pregnant women showed, that in 24 cases disappearance of the 105 kD band occurred simultaneously with and in 6 women before clinical manifestation of the disease. There were no differences in the protein electrophoresis pattern between patients with preexisting renal or hypertensive disease and hypertensive women without a complicated history. In 49 of the 52 hypertensive pregnant women complete reappearance of the 105 kD band was observed 2 to 14 days after delivery. By using silver staining and Western blot, the 105 kD band was identified as Tamm-Horsfall protein. Our findings may reflect a transitory tubular dysfunction in cases of preeclampsia and support the hypothesis of an immunological pathogenesis of the disease.

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