Aktuelle Rheumatologie 2008; 33(5): 249
DOI: 10.1055/s-2008-1027898
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Endokrine und metabolische Osteopathien

Endocrine and Metabolic OsteopathiesG. E. Hein1
  • 1Rheumatologie & Osteologie, Klink für Innere Medizin III, Friedrich-Schiller-Universität, Jena
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Publication Date:
27 October 2008 (online)

Der Tatbestand, dass endokrine und metabolische Störungen im Sinne „pararheumatischer Phänomene” zu Veränderungen des Zell- und Gewebestoffwechsels, damit auch zu Remodelingstörungen von Knorpel und Knochen, zu begleitenden entzündlichen Reaktionen und schließlich zu Struktur- und Funktionsschäden an Gelenken und knöchernem Skelett führen können, ist nicht in allen bedeutsamen Teilaspekten allgemeines ärztliches Wissensgut.

Der Patient selbst wird bei Auftreten von Schmerzen und Behinderungen am Bewegungsapparat eher einen Orthopäden, bzw. einen orthopädischen oder einen internistischen Rheumatologen aufsuchen, als einen Endokrinologen oder Stoffwechselspezialisten.

Um so wichtiger ist es, dass der Hausarzt und die ggf. zu Rate gezogenen „Spezialisten” ihren diesbezüglichen Kenntnisstand zu pathogenetischen Zusammenhängen sowie diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten immer wieder überprüfen und bedarfsweise komplettieren.

In diesem Themenheft werden wesentliche endokrin bzw. metabolisch ausgelöste Osteoarthropathien in ihren aktuellen pathogenetisch-klinischen Aspekten dargestellt und gültige sowie neue Therapieansätze vorgetragen.

Drei der Manuskripte befassen sich mit endokrinen Störungen und deren Auswirkungen auf Knochen und Gelenke.

P. Oelzner (Jena) beleuchtet die Zusammenhänge einer Hypo- bzw. Hyperthyreose mit diversen „rheumatischen” Phänomenen einerseits und die überdurchschnittlich hohe Koinzidenz immunologisch vermittelter rheumatischer Erkrankungen mit entzündlichen Manifestationen bzw. Funktionsstörungen an der Schilddrüse.

G. Lehmann (Jena) richtet ihr Augenmerk auf die Osteopathien bei Erkrankungen der Nebenschilddrüsen. Dabei geht sie in besonderem Maße auf den sekundären Hyperparathyreoidismus im Rahmen einer renalen Osteopathie ein.

Neuere Erkenntnisse zum Diabetes mellitus und dessen teilweise vom Diabetestyp abhängigen vielfältigen Folgeerscheinungen am Bewegungsapparat stellt T. Neumann (Jena) vor. Die diversen Skelettmanifestationen sind nicht spezifisch für den Diabetes mellitus, zeigen aber eine mit der Grunderkrankung zusammenhängende höhere Inzidenz im Vergleich zur nicht diabetischen Population.

Pathogenetisch sind Aspekte der Glykierung von Proteinen vielfach bedeutungsvoll.

Weitere drei Manuskripte widmen sich metabolischen Arthropathien.

Am bekanntesten ist zweifellos die durch Alterationen des Harnsäurestoffwechsels verursachte Arthritis urika, über die H. Kellner (München) informiert.

Diagnostisch ist neben der Klinik vor allem der Nachweis von Harnsäurekristallen in Synovia, Synovialis oder im Tophus bedeutungsvoll. Eine Hyperurikämie allein rechtfertigt auch bei vorhandenen Arthralgien oder unspezifischen Arthritiden ohne Kristallnachweis nicht die definitive Diagnose einer Arthritis urika.

Klinisch schwierig kann die Differenzialdiagnose der Gelenkgicht zur Chondrokalzinose sein, weshalb jene Erkrankung auch als „Pseudogicht” bezeichnet wird. Hierzu werden von A. K. Tausche und Coautoren aus der Arbeitsgruppe von M. Aringer (Dresden) wesentliche Hinweise gegeben.

Neben bekannten Therapieansätzen werden auch noch nicht etablierte Therapien (MTX, IL-1-Blocker) andiskutiert.

Schließlich gibt B. Möller (Bern) einen umfassenden Überblick zu Störungen des Eisenstoffwechsels inkl. der genetischen Hintergründe mit dem Resultat einer Hämochromatose. Zwar bilden die Gelenk- und Knochenmanifestationen den Schwerpunkt der Ausführungen, aber auch die vielfältigen viszeralen Manifestationen werden zumindest angedeutet.

Das Themenheft wird komplettiert durch eine weitere Arbeit von Oelzner und Coautoren aus Jena, die eine Übersicht zu tierexperimentellen Daten und ersten klinischen Erfahrungen in der Anwendung von Bisphosphonaten zum Zweck der Hemmung knöcherner Destruktionen bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen geben.

Theorie und Praxis sind hier offenbar noch ein unterschiedliches Paar Schuhe, aber neue Entwicklungen lassen Hoffnung auf diesbezügliche therapeutische Optionen aufkommen.

Prof. Dr. med. G. Hein

Klinik für Innere Medizin III, Funktionsbereich Rheumatologie und Osteologie

Friedrich-Schiller-Universität Jena

Erlanger Allee 101

Phone: 0 36 41/9 32 43 10

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Email: gert.hein@med.uni-jena.de

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