intensiv 2008; 16(6): 314-319
DOI: 10.1055/s-2008-1027929
Pflegewissenschaft

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Patientenklassifikation und Personalbemessung auf Intensivstationen (2)

Albert Brühl1 , Michael Isfort2 , Winfried Zinn3
  • 1Philosophisch Theologische Hochschule Vallendar
  • 2Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung e. V.
  • 3DocuMix GmbH
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Publication History

Publication Date:
26 November 2008 (online)

Zusammenfassung

Im ersten Teil des Artikels wurden unterschiedliche Instrumente und Verfahren der Patientenklassifikation und Personalbemessung für den Intensivpflegebereich vorgestellt. Zudem wurde eine Typologie beschrieben, die eine eindeutige Zuordnung verschiedener Verfahren auf Basis der Konstruktionsmerkmale erlaubt und so eine Vergleichbarkeit bislang nur nebeneinander diskutierter Verfahren herstellt. Insbesondere konnte gezeigt werden, dass in der Pflege bislang keine Entwicklungen zu verzeichnen waren, die sich am Aufbau von Fallgruppen orientieren. Die aktuelle Krankenhausfinanzierung jedoch basiert auf der Systematik von Fallgruppen: DRGs sind auf Diagnosen und Prozeduren basierende Gruppenbildungen von Patienten und sollen die Kosten für die Behandlung des gesamten Falls abbilden und voneinander unterscheiden. Pflegerisch dominieren dagegen weiterhin die Konstruktionen von einzelleistungsbezogenen Verfahren auf Basis beschriebener Tätigkeiten oder aber tagesbezogene Erhebungen von Intensitäten (u. a. auch TISS). Die verwendeten Verfahren sind nicht anschlussfähig und widersprechen in der Logik den modernen gesundheitsökonomischen Ansätzen. Sie sind methodisch angreifbar, da sie nicht auf empirisch gesicherten Annahmen und Messmodellen beruhen. Sie stehen neben aktuellen Systemen und nicht ergänzend zueinander. Das ist eine der Schwierigkeiten, weshalb es nur unzureichend gelingt, die pflegerischen Leistungen entsprechend auszuweisen und in die Diskussion zu bringen. Im zweiten Teil des Artikels sollen daher die Grundzüge einer Fallgruppenbildung näher vorgestellt werden. Dabei werden Methoden der Messung und Berechnung beschrieben und der bislang erreichte Stand der Entwicklung vorgestellt. Nur auf der Basis theoretisch abgeleiteter Messmodelle und empirisch überprüfbarer Verfahren kann eine konstruktbezogene Validität im Sinne einer Passung zwischen einem theoretischen Modell und empirischen Daten überhaupt ermittelt werden. Nur so lassen sich Verfahren jenseits argumentativer Absicherung und Plausibilität konstruieren und bewerten. Letztlich kann daher nur auf dieser Basis eine zukunftsfähige Personalbemessung für die Intensivpflege erfolgen. Diese ist vor dem Hintergrund des sich weiter verschärfenden ökonomischen Drucks dringend geboten.

Literatur

  • 1 Reimers S, Siegling C. Das Therapeutic Intervention Scoring System (TISS) als Instrument zur Intensitätsbeschreibung pflegerischer Leistungen. Eine dekriptiv explorative Studie. Diplomarbeit Köln; Katholische Hochschule Köln 2008
  • 2 Isfort M. Patientenklassifikation und Personalbemessung auf Intensivstationen (1).  intensiv. 2008;  16 269-273
  • 3 Bartholomeyczik S. Einige kritische Anmerkungen zu standardisierten Assessmentinstrumenten in der Pflege.  Pflege. 2007;  20 211-217
  • 4 Isfort M. Patientenklassifikation und Personalbemessung in der Pflege. Münster; MV Wissenschaft; Monsenstein & Vannerdat 2008
  • 5 König P, Steinle-Feser B. Messung von Pflegeaufwand. Analyse und Beurteilung von Messinstrumenten. Masterarbeit Vallendar; Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar 2008
  • 6 Fetter R B. Casemix classification systems.  Aust Health Rev. 1999;  22 16-34
  • 7 Fischer W. Diagnosis related groups (DRGs) und Pflege: Grundlagen, Codierungssysteme, Integrationsmöglichkeiten. Bern; Hans Huber 2002
  • 8 Andrich D. Controversy and the Rasch model: a characteristic of incompatible paradigms? cshmi.  Medical care. 2004;  42 16-17
  • 9 Rost J. Lehrbuch Testtheorie, Testkonstruktion. Aus dem Programm Huber Bern; Hans Huber 2004 2. Aufl

Michael Isfort

Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung e. V. (dip)

Hülchrather Straße 15

50670 Köln

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