intensiv 2008; 16(6): 286-287
DOI: 10.1055/s-2008-1027990
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Jana Rupprich1 , Holger Beuse1
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Publication Date:
26 November 2008 (online)

Silver safer: Weniger Pneumonien durch Silber-Tubus?

Ein weit verbreitetes Problem intubierter Patienten auf Intensivstationen sind beatmungsassoziierte Pneumonien (VAP, ventilator-associated pneumonia). Daraus resultieren längere Intensivaufenthalte, erhöhte Morbidität und Kostensteigerung. Beatmungsassoziierte Pneumonien sind der Grund für die Hälfte aller Antibiotikaapplikationen auf Intensivstationen.

Ursache ist häufig, dass trotz ausreichender Hygiene der Tubus mit Bakterien besiedelt ist und sich im schlimmsten Fall ein so genannter Biofilm im Tubus bildet.

Eine im amerikanischen Ärzteblatt JAMA veröffentlichte randomisierte Studie zeigte jetzt, dass mit Silber beschichtete Tuben die Rate nosokomialer Pneumonien deutlich senken können.

Hintergrund ist die breite antimikrobielle Wirkung, die Silber hat. In der North American Silver-Coated Endotracheal Tube Study wurde die Wirksamkeit solcher mit Silber beschichteter Endotrachealtuben untersucht. Insgesamt 2003 Patienten, die voraussichtlich länger als 24 Stunden respiratorpflichtig sein würden, wurden entweder mit einem konventionellen oder dem silberbeschichteten Tubus intubiert.

Bei den 1509 Patienten, die tatsächlich länger als 24 Stunden beatmet waren, zeigten anschließend 4,8 % der mit dem „Silber-Tubus” intubierten Patienten eine VAP, in der Vergleichsgruppe wurde bei 7,5 % der Patienten eine beatmungsassoziierte Pneumonie diagnostiziert.

Laut Berechnung von Marin Kollef (Washington University School of Medicine, St. Louis) erkrankten 35,9 % Patienten weniger an einer VAD, wenn sie über einen silberbeschichteten Tubus beatmet wurden. Ähnliches gilt für Patienten, die weniger als 24 Stunden beatmet wurden, hier senkte sich die Rate um 34,2 %.

Ebenso verlängerte sich die Dauer bis zum Auftreten einer beatmungsassoziierten Pneumonie.

Keinen Einfluss hatte der silberbeschichtete Tubus darauf, wie lange die Patienten intubiert waren, ihren Aufenthalt auf der Intensivstation, den gesamten Krankenhausaufenthalt, die Mortalität und die Häufigkeit und Schwere von Komplikationen. Aufgrund dieser Tatsachen dürfte der Einsatz des „Silber-Tubus” auch von der Kosten-Nutzen-Abwägung abhängen. Jean Chastre (Groupe Hospitalier Pitie-Salpetriere, Paris) empfiehlt einen Einsatz lediglich bei Patienten, die ein hohes Risiko haben, an einer VAP zu erkranken (z. B. Traumapatienten) (JAMA 2008; 300 (7): 805 – 813). (jr)

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