Geburtshilfe Frauenheilkd 1983; 43(9): 555-561
DOI: 10.1055/s-2008-1036577
Geburtshilfe

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Bruststillen nach der Krankenhausentlassung

Nursing after Discharge front the HospitalU. Garbe, K. Martin
  • Frauenklinik, Allgemeines Krankenhaus Barmbek, Hamburg (Chefarzt: Prof. Dr. K. Martin)
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Publication Date:
19 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Das Stillverhalten nach der Krankenhausentlassung wurde bei 491 Wöchnerinnen aus dem Jahre 1980 erfragt. Es wurde eine mittlere Gesamtstillzeit von 20,02 Wochen und eine mittlere Vollstillzeit von 11,3 Wochen angegeben. Das frühe Anlegen nach der Geburt scheint einen nicht so bedeutenden Einfluß auf die Stillintensität zu haben wie der Stillanteil während des Klinikaufenthaltes. Mütter, die in der Klinik voll gestillt hatten, gaben auch nach der Entlassung signifikant länger Muttermilch (24,3 Wochen mittlere Gesamtstillzeit) als Frauen, die in der Klinik zur Hälfte oder mehr zufütterten (mittlere Gesamtstillzeit 10,8 Wochen). Während die Parität keinen Einfluß auf die Stillzeiten hatte, zeigte sich, daß über 30jährige Frauen wesentlich länger stillen als jüngere Mütter. Auch konnten wir zeigen, daß Frauen mit einem höheren Schulabschluß und einem höheren Bildungsniveau länger Muttermilch verfütterten als Frauen mit einer schlechteren Ausbildung. Die Geburtsart hatte keinen wesentlichen Einfluß auf die Stillintensität, dagegen wurden Mädchen in unserem Kollektiv länger gestillt als Knaben. Einen nicht zu unterschätzenden Einfluß hatte die Einstellung des Partners zur Muttermilchernährung. Frauen mit positiv eingestellten Partnern stillten signifikant länger als Frauen, bei denen der Partner dem Stillen gleichgültig oder negativ gegenüberstand (mittl. Gesamtstillzeit 20,2 Wochen gegenüber 14,2 Wochen). Bei den Abstillgründen stand die Hypogalaktie an erster Stelle (44,2%), Frauen mit diesem Abstillgrund gaben eine sehr viel kürzere Gesamtstillzeit an als Frauen aus der Kontrollgruppe. Bei der Analyse der Beratungssituation ergab sich, daß Erstparae in der Stillphase auf die ärztliche Beratung eher verzichten als Mehrparae. Dabei konnte gezeigt werden, daß die vom Frauenarzt beratenen Mütter kürzer stillten und häufiger über Komplikationen beim Stillen klagten als Frauen, die nicht durch einen Gynäkologen beraten wurden. Länger gestillte Kinder nahmen bis zum Zeitpunkt der U-5-Untersuchung weniger an Gewicht zu als kürzer gestillte Kinder, dies ergibt sich, wenn man die mittleren Gewichtszunahmen in Relation zu den Stillzeiten betrachtet. In Übereinstimmung mit anderen Autoren kommen wir zu dem Schluß, daß die Stillbereitschaft nach der Klinikentlassung durch Anstrengungen des Klinikpersonals nicht weiter zu steigern ist. Eine Erhöhung der Stillintensität, vor allem bei den sozial schlechter gestellten Müttern, scheint nur durch ein vermehrtes Interesse der niedergelassenen Ärzte am Thema »Muttermilchernährung« erreichbar zu sein. Die Stillbereitschaft sollte schon während der Schwangerschaft geweckt und nach der Entbindung gefördert werden.

Abstract

The pattern of nursing following discharge from the hospital was investigated in 491 patients during 1980. A mean total duration of nursing of 20.02 weeks and a mean complete duration of nursing of 11.3 weeks was found. Early nursing following delivery does not have as significant an influence on the intensity of nursing as the proportion of nursing during the post-partum stay in hospital. Mothers who nursed completely during their stay in hospital continued to nurse for a longer time (24.3 weeks) as women who added half formula during their stay in hospital (mean nursing time 10.8 weeks). Parity did not influence the duration of nursing. However mothers over age 30 nursed much longer than younger mothers. Also women with more education nursed longer than women with less education. The type of delivery did not have a remarkable influence on the intensity of nursing. Female infants were nursed Ionger than male infants. The attitude of the marital partner on nursing was important for the duration of nursing. Mothers with a partner displaying a positive attitude to nursing nursed significantly longer than mothers with partners who were indifferent or negative to nursing (comparative mean duration of nursing 20.2 weeks versus 14.2 weeks). The main reason for weaning was hypogalactia (44.2%). Women with this reason for weaning had a much shorter total duration of nursing than women in the control group. Women with their first babies more often had no counselling on nursing after discharge from the hospital than women who had several children. Mothers who were counselled by gynaecologists nursed for shorter times and had more complications with nursing than mothers which were not counselled by gynaecologists. The children which were breast fed for a longer time gained less weight than children which were nursed for shorter times when the mean increase of weight was related to the duration of nursing. In accordance with other authors we conclude that the willingness to nurse following discharge from the hospital cannot be increased by more attention by the personnel in the hospital. An increase of the intensity of nursing especially in the less education group of mothers may be achieved by an increase of the interest in nursing of the physicians outside of the hospital. The willingness to nurse should be discussed during pregnancy and promoted following delivery.

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