Geburtshilfe Frauenheilkd 1982; 42(2): 103-114
DOI: 10.1055/s-2008-1036646
Geburtshilfe

© 1982 Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Über die Wirksamkeit oral applizierter Betamimetika am oxytocinstimulierten puerperalen Modell*

The Efficacy of Oral Betamimetics Using an Oxytocin-Stimulated Puerperal ModelK. Baumgarten, W. Lingard, A. Horvat, J. Chalkitis, R. Cerwenka, C. Hellmich
  • Gynäkologisch-geburtshilfliche Abteilung des Wilhelminenspitales der Stadt Wien (Vorstand: Univ.-Prof. Dr. Kurt Baumgarten)
* Mit Unterstützung des Medizinisch-Wissenschaftlichen Fonds des Bürgermeisters der Bundeshauptstadt Wien, der Fa. Bender, Wien, und der Fa. Chemie-Linz AG.
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Publication Date:
19 March 2008 (online)

Zusammenfassung

An Hand von 90 Fällen in einer Doppelblindstudie am puerperalen Modell wird die Frage der Wirksamkeit oral verabreichter Tokolytika der Betamimetikareihe in unterschiedlichen Dosierungen untersucht.

Am puerperalen Uterus wird mit einer konstanten, intravenös verabreichten Oxytocinmenge eine möglichst gleichbleibende Uterusmotilität über drei Stunden erzielt. Nach einer Beobachtungszeit von 30 Minuten wird eine Tablette verabreicht, die einen Wirkstoff in verschiedener Dosierung oder Plazebo enthält. Die intrauterine Druckkurve wird über weitere 180 Minuten registriert. Über die gleiche Zeitspanne wird die mütterli che Herzfrequenz mit Hilfe eines Ultraschalltransducers registriert. Die so erhaltenen Kardiotokogramme wurden in 4 Zeitabschnitten unterteilt und für diese die durch schnittliche Uterusaktivität sowie die Veränderung von Pulsfrequenz und mütterlichem Blutdruck errechnet.

Es wurden die Präparate Prepar in der einfachen und doppelten Standarddosierung (10 und 20 mg), Partusi- sten zu 5 und 10 mg, Gynipral zu 0,5 und 1,5 mg sowie NAB 365 zu 0,02 und 0,04 mg der Plazebowirkung gegenübergestellt. Es konnte eindeutig gezeigt werden, daß alle Tokolytika der Betamimetikareihe einen inhibi torischen Effekt bei oraler Verabreichung aufweisen. Die Stärke der Wirkung war aber bezüglich ihres Wirkungs eintrittes sowie ihrer Wirkungsdauer außerordentlich unterschiedlich.

Keines der Präparate in den angewandten Dosierungen konnte eine Uterusinhibition um wesentlich mehr als 50% erreichen. Mit Prepar, NAB 365 in den beiden Dosierungsformen sowie Gynipral zu 0,5 mg und Partusi- sten zu 10 mg wurde eine inhibitorische Wirkung erreicht, die nur die Hälfte des erwünschten Optimums betrug. Lediglich 1,5 mg Gynipral und Partusisten zu 10 und 20 mg erreichten in einzelnen Zeitabschnitten eine 50%ige Wehenhemmung. Über Wirkungsdauer und Nebenwirkungen auf Blutdruck und Puls wird eingehend berichtet, Signifikanzberechnungen über die Wirkungs unterschiede der einzelnen Präparate mit Plazebo bzw. der einzelnen Dosierungen untereinander werden vorge legt.

Die Frage, ob oral verabreichte Tokolytika der Betami metikareihe bei der Behandlung der drohenden Frühge burt wirksam sind, kann nicht beantwortet werden, jedoch ergeben sich auf Grund der vorgelegten Studie berechtigte Zweifel, zumindest bezüglich der Dosierung und der Wiederholung derselben.

Abstract

Puerperal uteri were stimulated by Oxytocin, the uterine motility was recorded by transcervical catheter techniques, maternal pulse and blood-pressure were recorded continuously or intermittently. Oral tocolytics as Gynipral (Hexoprenalin), Partusisten (Fenoterol), Spiropent (Clembuterol) and Prepar (Ritodrin) were administered orally in single or double dose. The inhibi- tory effect of these drugs were recorded, evaluated from the records and calculated statistically concerning their significant differences. It could be demonstrated that only Hexoprenalin in a three time higher dose than used usually and Partusisten in a dose of 10 and 20 mg were able to reduce uterine motility for more than 50%. All other substances definitely had an inhibitory effect on the puerperal Uterus, but inhibition was not stronger than 30%. Cardiovascular side-effects were discussed.

The question, if oral given betamimetics are effective in the treatment of threatening premature labour could not be answered definitively, but there are doubts according this study concerning the dose and the repetition of it for this purpose.