Geburtshilfe Frauenheilkd 1983; 43(11): 699-700
DOI: 10.1055/s-2008-1036739
Geburtshilfe

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zur Beratungspflicht des Gynäkologen seiner schwangeren Patientin über die Zweckmäßigkeit oder Notwendigkeit einer Amniozentese

The Obligation of the Gynaecologist to Inform a Pregnant Patient about the Necessity or Desirability of an AmniocentesisG. H. Schlund
  • München
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Publication Date:
19 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Fragt eine älter als 35 Jahre - selbst mehrfach gebärende - schwangere Patientin ihren Gynäkologen, ob eine Amniozentese (Fruchtwasseruntersuchung) bei ihr notwendig oder zweckmäßig wäre, so ist der Frauenarzt auf Grund des mit der Patientin geschlossenen Vertrages zu umfassender und sachgerechter Beratung über die Risikofaktoren und deren prozentuale Gewichtung zueinander (Chromosomenanomalie zur Gefahr des Blasensprungs und des Aborts) sowie zur Empfehlung oder Nichtempfehlung eines solchen Tests verpflichtet. Unterläßt der Arzt eine solche Information der Patientin, weil er entweder nicht auf dem neuesten Stand der wissenschaftlichen ärztlichen Literatur ist oder weil er aus Weltanschauungs-oder Gewissensgründen eine solche Untersuchungsmethode und die danach evtl. folgende Therapie der Schwangerschaftsunterbrechung (eugenische Indikation) ablehnt (in diesem Fall muß er die Patientin an einen anderen Arzt verweisen), so haftet er den Eltern des mongoloiden Kindes für den gesamten Unterhaltsaufwand.

Abstract

When a woman above age 35 even a multiparous women asks her obstetrician about the necessity or desirability of a genetic amniocentesis the obstetrician is obliged to inform the patient comprehensively about the risks of amniocentesis and the advantages of amniocentesis. Advantages are detection of chromosomal abnormalities, risks are premature rupture of the membranes or abortion.

The obstetricians contract obliges him to recommend or not recommend such tests. If the obstetrician does not give the information to the patient because he is not familiar with the newest scientific standards or because his personal conscience is against amniocentesis because of the possibility of a subsequent eugenic therapeutic abortion the obstetrician must refer the patient to another obstetrician. If the obstetrician does not inform the parents he is liable for the total cost of maintaining a mongoloid infant.

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