Zur Frage, unter welchen Umständen der Arzt bei Feststellung einer Steißlage des Kindes zu einer Schnittgeburt raten muß

Zusammenfassung

Einer Entscheidung des Oberlandesgerichts Hamm (vom 4.11.1981) zufolge kann einem Gynäkologen kein Behandlungsfehler vorgeworfen werden, wenn er sich bei einer Mehrgebährenden und einer Beckenendlage des Kindes, bei jedoch sonst schulmäßig verlaufender Geburt und nichtvorhandenem Mißverhältnis zwischen Kind und mütterlichem Becken nicht zu einer Kaiserschnittgeburt entschließt; eine Vaginalgeburt aus Beckenendlage bei einer VI. Gravida III. Para entspricht derzeit den Regeln der ärztlichen Kunst.

Kein Vorwurf könne dem Geburtshelfer auch daraus erhoben werden, daß er die vorliegenden krankhaften Veränderungen (insbesondere die Plexuslähmung) des Kindes nicht im vollen Umfang erkannt und nicht recht zeitig notwendige Maßnahmen veranlaßt hat; für den Gynäkologen stünden die Überwachung der Herztöne und der Atmung im Vordergrund. Im übrigen wären diese Veränderungen auch erst nach 2 - 3 Tagen er kennbar.

Abstract

A German court (Oberlandesgericht Hamm, 4.11.1981) has ruled that a gynaecologist cannot be accused of having committed an error in treatment if he does not recommend Caesarean section in a multipara and breech presentation if the birth proceeds in all other respects in a normal manner and if there is no disproportion between the child and the maternal pelvis. Vaginal birth in case of breech presentation in a women who has been pregnant six times and has given birth to three children, is in accordance with good medical practice.

It was also ruled that the obstetrician cannot be considered at fault if he has not fully recognized the pathological changes (especially paralysis of the plexus) in the child and if he has not initiated the requisite measures in time. It is stated that control of the foetal heart sounds and of breathing are matters of major importance to the gynaecologist. As a matter of fact, in this case the changes became evident two or three days later only.