Geburtshilfe Frauenheilkd 1983; 43(5): 273-280
DOI: 10.1055/s-2008-1036892
Gynäkologie

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die histopathologischen Befunde bei Gelegenheitsappendektomien im Rahmen gynäkologischer Laparotomien und ihre Bedeutung für die Patientin

Microscopic Findings of Incidental Appendectomy during Gynaecological Laparotomies and the Importance for the PatientK. N. von Rechenberg
  • Kantonsspital Liestal, geburtshilflich-gynäkologische Klinik (Chefarzt: PD Dr. R. Gaudenz)
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Publication Date:
19 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Die Gelegenheitsappendektomie ist bei gynäkologischen Laparotomien zu einem häufigen und befürworteten Zusatzeingriff geworden. Früher geäußerte Bedenken einer erhöhten postoperativen Morbidität und Mortalität haben sich aufgrund zahlreicher Untersuchungen als unbegründet erwiesen. Unterschiedliche Meinungen herrschen bezüglich der Kontraindikationen vor. Während vor allem deutschsprachige Autoren die Gelegenheitsappendektomie bei der Schnittentbindung, der Operation einer Extrauteringravidität, einer geplatzten Pyosalpinx, eines Ovarialabszesses oder eines inoperablen Karzinoms ablehnen, findet sich im angelsächsischen Schrifttum eine zunehmende Zahl von Arbeiten, die den Zusatzeingriff auch unter diesen Umständen als gefahrlos belegen.

Die Zweckmäßigkeit der Gelegenheitsappendektomie liegt einerseits in der hohen Zahl pathologischer Befunde bei der histologischen Untersuchung der Appendices, andererseits in der Entfernung eines potentiellen und für gewisse Patientinnengruppen (Schwangere, ältere Frauen) mit einer immer noch beträchtlichen Mortalität behafteten Erkrankungsherdes, die auch durch mögliche, längerfristige Folgezustände (Verwachsungsbeschwerden, Ileus) der Gelegenheitsappendektomie nicht aufgewogen wird.

In der vorliegenden Arbeit wird über die histopathologischen Untersuchungsergebnisse bei 113 Gelegenheitsappendektomien berichtet, die anläßlich von 267 gynäkologischen Laparotomien durchgeführt wurden. In 82,9% lag eine pathologisch veränderte Appendix vor. Eine Relevanz des Befundes für die Patientin glauben wir in rund 17% der Fälle annehmen zu können. Eine erhöhte postoperative Komplikationsrate oder gar ein Todesfall mußte nicht festgestellt werden. Die Dauer der Hospitalisation war gegenüber einem Vergleichskollektiv nicht verlängert. Aufgrund des Literaturstudiums wird das Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko der belassenen Appendix diskutiert und den möglichen kurz- und längerfristigen Folgezuständen nach Gelegenheitsappendektomie gegenübergestellt.

Abstract

Incidental appendectomy is a more and more frequent part of gynaecological laparotomies. Doubts about the increased post-operative morbidity and mortality have been shown to be unfounded in numerous series. Opinions on contra-indications to incidental appendectomy are divided. German language authors do not do incidental appendectomies with Caesarean Sections, operations for Ectopic pregnancies, Tubo-Ovarian Abscess and Inoperable Carcinoma. In the English speaking literature an increasing number of authors show that even under these circumstances the appendectomy is without danger. Incidental appendectomy is indicated because of the high incidence of abnormal findings at microscopic examination and because the appendix may be a potential hazard for some groups of patients especially pregnant women and elderly women. An increased mortality can be attributed to the potential site of the disease in the appendix. The possible long term complications of incidental appendectomy by adhesions or bowel obstruction are lower than the potential risk of morbidity or mortality with the appendix in situ.

In our series microscopic examination of one hundred and thirteen incidentally removed appendices showed abnormal findings in 82.9% of the cases. The appendices were removed in a series of 267 gynaecological laparotomies. In 17% of the cases the findings were important for the patient. An increased post-operative morbidity or mortality was not found in our series. The hospital stay was not prolonged over that of a comparitive group. The risk of a left behind appendix was calculated from a study of the literature both as to morbidity and mortality and compared to the possible short term and long term morbidity from an incidental appendectomy.

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