Dtsch Med Wochenschr 1997; 122(17): 542-544
DOI: 10.1055/s-2008-1047651
Kasuistiken

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Mycoplasma hominis: Ein seltener Erreger der akuten Pyelonephritis

Mycoplasma hominis, a rare cause of acute pyelonephritisC. Küchle, M. Abele-Horn, M. Menninger, E. Held, J. Heesemann
  • Medizinische Klinik, Max-von-Pettenkofer-lnstitut und Urologische Klinik des Klinikums Innenstadt der Ludwig-Maximilians-Universität München
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Publication Date:
25 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Anamnese und klinischer Befund: Eine 23jährige Patientin wurde mit den typischen Beschwerden einer akuten Infektion der Harnwege stationär aufgenommen. Sie hatte Fieber, Klopfschmerz über beiden Nierenlagern, Flankenschmerzen, Miktionsdrang und Dysurie. Aus der Vorgeschichte war eine Nierenkolik mit Spontanabgang eines Nierensteines bekannt.

Untersuchungen: Laborchemisch bestanden eine Leukozytose und eine erhebliche Erhöhung des C-reaktiven Proteins; es fanden sich eine Leukozyturie und eine Hämaturie; Nitrit und Eiweiß wurden im Urin nicht nachgewiesen. Alle mikrobiologischen Kulturen, einschließlich die des Urins, waren steril. Das Sonogramm der Niere war unauffällig.

Diagnose, Therapie und Verlauf: Aufgrund der klinischen Befunde und der Laborparameter einschließlich des Urinsedimentbefundes wurde die Diagnose einer akuten Pyelonephritis gestellt. Die Patientin wurde mit Antibiotika der Gruppe der Gyrasehemmer behandelt. Die klinische Symptomatik besserte sich jedoch nicht; es bestanden weiterhin Fieber, Leukozyturie und Hämaturie ohne Keimnachweis. Aufgrund dieser Konstellation wurden Mykoplasmen als seltene Erreger der Pyelonephritis in Erwägung gezogen. Bei der erneuten Urinuntersuchung ließ sich Mycoplasma hominis in einer signifikanten Keimzahl von >105 Keimen/ml anzüchten. Nach dem Antibiogramm der Keime wurde sofort mit Doxycyclin behandelt. Hierunter verbesserte sich die klinische Symptomatik der Patientin rasch, die Entzündungsparameter und das Urinsediment normalisierten sich.

Folgerung: Neben den häufigen Erregern der Pyelonephritis können in Einzelfällen auch seltene Erreger wie Mycoplasma hominis ätiologisch eine Rolle spielen und sollten bei entsprechender klinischer Symptomatik und in Fällen ohne Keimnachweis in die Differentialdiagnosen eingeschlossen werden.

Abstract

History and clinical findings: A 23-year-old woman was admitted with typical signs of an acute urinary tract infection: fever, pain on tapping over both renal areas and in both flanks, urgency and dysuria. She had a history of renal colic with spontaneous passage of a renal stone.

Investigations: There was marked leukocytosis and raised C-reactive protein, leukocyturia and haematuria, but no nitrites or protein in the urine. All blood and urine cultures were sterile and renal ultrasound was unremarkable.

Diagnosis, treatment and course: As signs and laboratory data indicated acute pyelonephritis (PN) she was treated with gyrase inhibiting antibiotics. But while symptoms improved, fever, leukocyturia and haematuria continued; no microorganism could be demonstrated. Mycoplasma was therefore considered as a rare cause of PN. Special urine cultures then grew M. hominis, > 105organisms/ml. On the basis of sensitivity tests doxycycline was administered. All symptoms quickly improved and all inflammation parameters and urine sediments became normal.

Conclusion: In rare instances M. hominis may be isolated as the causative organism of PN. If, in cases with appropriate symptoms, routine tests fail to demonstrate the causative agent, M. hominis should be included in the differential diagnosis.

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