Zusammenfassung
Die Genauigkeit der Interpretation primärer Röntgenaufnahmen von Kiefer und Gesicht
bei 347 stationär behandelten Patienten mit Gesichtsknochenbrüchen wurde retrospektiv
analysiert. Insgesamt wiesen die Patienten 438 Brüche auf: 116 Nasenbrüche, 167 Unterkieferbrüche,
133 Gesichtsknochenbrüche (im mittleren Teil des Gesichts) und 22 Brüche der oberen
Gesichtsknochen. 68 % aller Patienten wurden operiert. Die Unfallstation stellte 322
richtige Diagnosen bei insgesamt 438 Brüchen (47 %), wenn die Beurteilung durch einen
Radiologen vorgenommen wurde, und in 294 (70 %) bei Beurteilung durch einen Nicht
Radiologen. Die Genauigkeit der Interpretation von Nasen- und Unterkieferbrüchen war
bei beiden Beurteilern gut, jedoch weniger zufriedenstellend bei der Beurteilung von
Mittelgesichtsfrakturen. In 23 % der Fälle erfolgte eine Fehldiagnose durch einen
Radiologen und in 24 % der Fälle durch einen Nicht-Radiologen; eine teilweise korrekte
Diagnose erfolgte in 32 % bzw. 42 % der Fälle. Die wichtigsten Fehlerquellen waren
schlechte radiographische Technik und mangelnde Erfahrung in der radiologisch bedingten
Diagnose von Gesichtsverletzungen. Allgemeine Krankenhäuser sollten daher eine spezielle
Ausbildung in der Deutung der Röntgenbilder im Kiefer- und Gesichtsknochenbereich
einrichten.
Summary
The accuracy in reading of primary maxillo-facial films of 347 inpatients with facial
fractures was analysed retrospectively. In all, patients had 438 fractures: 116 nasal,
167 mandibular, 133 mid-facial and 22 upper facial fractures. 68 % of all patients
were operated. A correct diagnosis in the accident department was made in 322 out
of 438 fractures (74 %) by a radiologist and in 294 (70 %) by a non-radiologist. The
accuracy in interpretation of nasal and mandibular fractures was good by both interpreters,
but less satisfactory in the assessment of mid-facial fractures. A false diagnosis
was made in 23 % of cases by a radiologist and in 24 % by a non-radiologist, a partially
correct diagnosis in 32 % and in 42 % of cases, respectively. Poor radiographic technique
and lack of experience for facial trauma diagnostics from a radiological aspect were
the most important sources of error. In general hospitals, special training in the
interpretation of maxillo-facial radiograms should be organized.