Aktuelle Urol 1993; 24(6): 342-350
DOI: 10.1055/s-2008-1058327
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart · New York

Ökonomische und biometrische Aspekte zum Screening des Prostatakarzinoms

Economical and Biometrical Considerations in Screening of Prostate CancerA. J. W. Goldschmidt1 , U. W. Tunn2 , J. E. Altwein3
  • 1Medizin. Inform. u. Biometrie der Städtischen Kliniken Offenbach/Main (A. J. W. Goldschmidt)
  • 2Urologische Klinik der Städtischen Kliniken Offenbach/Main (U. W. Tunn)
  • 3Urologische Abteilung, Krankenhaus der Barmherzigen Brüder München (J. E. Altwein, W. Schneider)
Further Information

Publication History

Publication Date:
25 April 2008 (online)

Zusammenfassung

In den Jahren 1988 und 1989 verstarben im Westen Deutschlands jeweils knapp 9100 Patienten an einem Prostatakarzinom. Die jährlichen Neuerkrankungen in diesem Zeitraum wurden - grob aufgerundet - zwischen 20 000 bis 30 000 bezogen auf ca. 62 Mio. Einwohner geschätzt bzw. eine Inzidenz von etwa 30-45. Etwa jeder zweite bis dritte Patient verstarb demnach an seinem Prostatakarzinom. Demgegenüber gilt das früh entdeckte und noch organbegrenzte Prostatakarzinom als heilbar. Gelingt es, durch geeignete Screeningmaßnahmen den Zeitpunkt der Erstdiagnose dieser Krebserkrankung vorzuverlegen, steigt demnach die Überlebenswahrscheinlichkeit einer Vielzahl betroffener Patienten, deren Erkrankung andernfalls für eine reale Heilungschance schon zu weit fortgeschritten wäre. Bei der Überprüfung der Effektivität eines Screening-programms spielen der Zeitgewinn durch die Vorverlegung des Erstdiagnosezeitpunktes (lead time), die zwischen den Patienten in Abhängigkeit von der Tumoraggressivität abweichenden präklinischen Intervalle bis zur Erstdiagnose (length-bias) sowie vor allem die Spezifität der Diagnosemaßnahmen die entscheidende Rolle. Unter der daher bislang noch nicht ausreichend nachge-wiesenen Annahme, daß sich Palpation und PSA zum Screening eignen und die Prostatasonographie nebst Biopsie für die erweiterte Diagnostik notwendig sind, lassen sich, bezogen auf 1992 für Deutschland - je nach Altersintervall (ab 40., 45. oder 50. bis zum 75. Lebensjahr) und je nach Teilnahme an dem Vorsorgeprogramm -, jährlich hypothetische Gesamtkosten zwischen minimal 170-250 Mio. und maximal 1,2-1,8 Mrd. DM hochrechnen.

Abstract

Approximately 9100 patients died of carcinoma of the prostate (CP) in West-Germany in 1988 and again in 1989. In each of these years the incidence was estimated to be between about 30-45, i.e. between 20 000 and 30 000 new cases in a population of about 62 million. Thus each second to third patient died of his CP. By comparison, early detected and organ-confined CP is considered curable. The survival probability of many patients would therefore increase, if the point of first diagnosis could be advanced by proper screening. Alternatively, diagnosis at a later point in time would allow no chance of cure due to advanced stage disease. Key parameters in the evaluation of a screening program are therefore lead time, length-bias and, especially, the specifity. Assuming that DRE and PSA are useful for screening and that TRUS and biopsy are necessary in further diagnostic workup, hypothetical total costs in Germany for 1992 can be projected. Depending on the degree of participation and age groups to be included (from 40, 45 or 50 years of age to 75 years), these costs would total between a minimum of 170-250 million and a maximum of 1.2-1.8 billion German marks within one year.

    >