Stationäre Psychotherapie von sozialen Ängsten–Wirksamkeit und Prognose unter Berücksichtigung des Selbstwerts

Die soziale Phobie ist nach kognitiven und psychodynamischen Erklärungsansätzen eine Selbstwertkrankheit. Eine erfolgreiche und langfristig wirksame Behandlung sollte neben Symptomreduktion auch Selbstwertstabilisierung anstreben. In einer naturalistischen Therapiestudie wurde die stationäre multimodale psychodynamische Behandlung von 67 Patienten mit mindestens mittelschwerer sozialer Phobie (nach DIA-X, LSAS>=51) untersucht. Agoraphobiker (n=43) und Patienten mit komorbiden Ängsten (n=35) wurden als Vergleichsgruppen definiert. Das Therapieergebnis wurde nach 9,5 Wochen und die katamnestische Stabilität nach einem Jahr mit Hilfe von speziellen Störungsmaßen (LSAS, SPS, SIAS) und Selbstwertmaßen (Narzissmusinventar, FSKN) geprüft. Auf der Symptomebene wurden deutliche Verbesserungen erzielt (Effektstärken 0.86–0.97), die auch nach Therapieende stabil waren. Im Therapieverlauf kam es zu einer Stabilisierung der Regulation des narzisstischen Persönlichkeitssystems. Die Verbesserung des Selbstkonzepts war spezifisch für Sozialphobiker. In der Katamnese konnte jenes weiter stabilisiert werden. Eine störungsspezifische Verbesserung des Selbstwerts führt vermutlich auch zu stabilen Behandlungsergebnissen in der Symptomreduktion. Die auf klinischen Erklärungsmodellen basierend angenommenen Wechselwirkungen zwischen Selbstwert und Angstsymptomatik wurden zunächst deskriptiv bestätigt, müssen in ihrer Kausalität aber weiter empirisch geprüft werden.

Literatur: Clark, D. M., Wells, A. (1995). A cognitive model of social phobia. In: Heimberg, R. G., Liebowitz, M. R. (Hrsg.). Social phobia: Diagnosis, assessment and treatment (pp. 69 - 93). New York: Guilford Press. Hoffmann, S. O. (2002). Die Psychodynamik der sozialen Phobien: Eine Übersicht mit einem ersten "Leitfaden" zur psychoanalytisch orientierten Psychotherapie. Forum der Psychoanalyse: Zeitschrift für klinische Theorie und Praxis, 18 (1), 51 - 71.

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