Psychother Psychosom Med Psychol 2008; 58 - S8
DOI: 10.1055/s-2008-1061514

Der Umgang von Funktionsträgern und Hilfseinrichtungen mit traumatisierten Menschen – „Von Sechsern im Lotto“ bis zu „Akten auf zwei Beinen“

C Eichenberg 1, S Harm 1
  • 1Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Psychotraumatologie, Köln

Ob Menschen nach extremen Lebensereignissen eine Traumafolgestörung ausbilden hängt von verschiedenen Risiko- bzw. protektiven Faktoren ab. Inzwischen ist empirisch belegt, dass negative Erfahrungen mit Behörden (z.B. Polizei, Versorgungsamt, Justiz) und Hilfspersonen (z.B. Ärzte, Psychotherapeuten) das Risiko deutlich erhöhen und somit zu den Belastungsfaktoren zu zählen sind, die eine Chronifizierung der traumatischen Reaktion begünstigen (Bering 2005; Hammel 2005). Mittels einer Befragungsstudie an N=272 Personen, die traumatische Erfahrungen machen mussten, wurde untersucht, welche Erfahrungen die Betroffenen mit verschiedenen Institutionen machten, welche Auswirkungen diese auf den posttraumatischen Belastungsgrad haben und welchen Umgang sie sich gewünscht hätten. Die Hauptbefunde zeigen, dass fast die Hälfte der Befragten negative Erfahrungen mit dem Versorgungsamt, der Justiz sowie der Polizei machen mussten, während Beratungsstellen und Psychotherapie überwiegend positiv bewertet wurden. Krankenkasse und Ärzte erhielten ambivalente Rückmeldungen. Als belastende Aspekte wurden insbesondere Unglaube, unzureichende Hilfestellung sowie Rücksichtslosigkeit genannt; als unterstützend wurde Verständnis, Aufklärung, Transparenz und die Möglichkeit zur Mitbestimmung erlebt. Es werden Empfehlungen für den Umgang mit Opfern insbesondere für die Funktionsträger gegeben, deren Tätigkeit nicht primär die Verbesserung der psychosozialen Situation der Betroffenen zum Ziel hat.

Literatur: Bering, R. (2005). Verlauf der Posttraumatischen Belastungsstörung. Grundlagenforschung, Prävention, Behandlung. Aachen: Shaker.
Hammel, A. (2005). Entwicklung des Kölner Risikoindex für Betroffene von Verkehrsunfällen. Dissertation an der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln.