Psychother Psychosom Med Psychol 2008; 58 - S11
DOI: 10.1055/s-2008-1061517

Was hält Schwangere gesund?: Eine Untersuchung zur Interaktion psychosozialer Risiko- und Schutzfaktoren bei der Entstehung von Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen

A Bittner 1, S Pirling 1, M Micke 1, K Weidner 1, F Einsle 1, P Joraschky 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik, Universitätsklinik Carl Gustav Carus, Dresden

Studien weisen darauf hin, dass Angst und Depression während der Schwangerschaft das Risiko für Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen erhöhen. Wenig untersucht ist, inwiefern protektive Faktoren dieses Risiko beeinflussen. Deshalb soll untersucht werden, welchen Einfluss Angst und depressive Beschwerden auf das Auftreten von Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen haben und welche Rolle protektive Faktoren dabei spielen.

Es wurden 303 Schwangere im Alter zwischen 18 und 42 Jahren dreimal mithilfe von Fragebögen befragt (1. und 3. Trimenon, 3 Monate postpartal). Erhoben wurden Angst und depressive Beschwerden (HADS), die Lebenszufriedenheit (FLZ), der Kohärenzsinn (SOC), postpartale Depression (EPDS) sowie Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen.

Erhöhte Angst- und Depressionswerte sagten Geburts- und Wochenbettkomplikationen, Stillprobleme sowie postpartale Depression vorher. Als protektive Faktoren für das Auftreten postpartaler Depression konnten eine hohe Lebenszufriedenheit sowie ein hoher Kohärenzsinn identifiziert werden, keine Assoziationen gab es mit Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen.

Die Ergebnisse belegen die wichtige Rolle von Angst- und depressiven Beschwerden bei der Vorhersage von Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen. Protektive psychosoziale Faktoren scheinen bei der Vorhersage von somatischen Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen keine Rolle zu spielen, wohl aber bei der Prädiktion postpartaler Depression.